San Francisco. Ein Blick in die Bilanz: Der Umsatz bei Dell stagniert, der Gewinn bricht drastisch ein und klassische Computer wird das Unternehmen nur noch mit Rabatten los. Wohin das führt ist offen, da die Sanierung des Konzerns stockt. Jetzt will sich Dell verstärkt als Dienstleister am Markt positionieren.
Mitten im erbittert geführten Übernahmekampf um Dell setzt dem Computer-Hersteller der Trend zu mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets immer schärfer zu. Trotz stabiler Umsätze brach der Gewinn im zweiten Quartal 2013 um fast drei Viertel auf 204 Millionen Dollar ein. Dell musste Kunden mit hohen Rabatten locken. Nur so ließen sich diese angesichts der unsicheren Firmen-Zukunft dazu verleiten, bei Dell einzukaufen und längerfristige Verträge abzuschließen.
Mitte September sollen die Dell-Aktionäre endlich darüber abstimmen, wie es weitergeht. Firmengründer Michael Dell will den Konzern für rund 25 Milliarden Dollar zurückkaufen, von der Börse nehmen und dann in Ruhe sanieren. Ein Votum darüber wurde bereits mehrfach verschoben. Allerdings machen viele einflussreiche Aktionäre wie der milliardenschwere Investor Carl Icahn gegen die Offerte Stimmung. Sie halten diese für zu niedrig. Am Freitag wollte sich ein US-Gericht in Delaware mit Icahns Bemühungen beschäftigen, den Übernahmeversuch juristisch zu verhindern.
Wrestling-Kampf um die Zukunft eines Unternehmens
Dell muss schnell eine Lösung finden: "Sie müssen die Unsicherheit irgendwie beseitigen", sagte Morningstar-Analyst Carr Lanphier. "Wenn man einen Wrestling-Kampf um die Zukunft eines Unternehmens hat, kann man nicht auf gleichem Niveau mit anderen Wettbewerbern konkurrieren." Einige Experten sehen Michael Dell durch die schlechte Bilanz gestärkt. Aktionäre könnten dadurch zunehmend der Meinung sein, dass die von ihm gebotenen 13,75 Dollar je Anteilsschein plus einer Dividende von 13 Cent doch eine angemessene Offerte für die weltweite Nummer drei sei, hieß es.
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Michael Dell will sein Unternehmen nach dem Vorbild von IBM verstärkt auf das lukrativere Service-Geschäft ausrichten und ein Gesamtprodukt aus Hardware, Software und Dienstleistungen anbieten. Im Vergleich zu IBM und auch Hewlett-Packard (HP) ist Dell mit diesem Vorhaben aber reichlich spät dran. Deswegen war teils auch erwartet worden, dass der Konzern nach den Zukäufen im Volumen von insgesamt 13 Milliarden Dollar seit 2008 nun zur Verschlankung ansetzt und sich wieder von einigen Bereichen trennt.
Umsatz mit klassischen PCs sinkt
Der Umsatz mit klassischen PCs wird in diesem Jahr den Analysten zufolge um sieben Prozent und 2014 um weitere 4,5 Prozent sinken. Bei Dell steht dieser Bereich noch immer für rund die Hälfte des Konzernumsatzes. Nutznießer der Probleme von Dell und HP ist der chinesische PC-Riese Lenovo : Dieser hat schneller auf den Trend zu Smartphones und Tablets reagiert und profitiert zudem von seiner riesigen Kundenbasis daheim. Umsatz und Gewinn stiegen im abgelaufenen Vierteljahr. Lenovo konnte das zweitbeste Quartalsergebnis seiner Firmen-Geschichte einfahren.
In der mageren Dell-Bilanz gab es zumindest einen Hoffnungsschimmer. Der Umsatz im Geschäft mit Unternehmensdienstleistungen und -software zog um neun Prozent auf 5,8 Milliarden Dollar an. Konzernweit stagnierten die Erlöse bei 14,5 Milliarden Dollar, lagen damit aber über den Markterwartungen. Die Brutto-Gewinnmarge sank um einen Punkt auf 19,6 Prozent. (Reuters)