München/Düsseldorf. Die geplante Kapitalerhöhung bei Thyssen-Krupp könnte einem Medienbericht zufolge bereits in den kommenden Wochen über die Bühne gehen. Nur wenige Tage nach dem Tod von Konzernpatriarch Berthold Beitz bereite der Industriekonzern den Verkauf von Aktien im Wert von bis zu einer Milliarde Euro vor.

Der kriselnde Stahlkonzern Thyssen-Krupp bereitet einem Zeitungsbericht zufolge eine Kapitalerhöhung vor, um schnell Geld zu beschaffen. Das Unternehmen bereite den Verkauf von Aktien im Wert von bis zu einer Milliarde Euro an große Anleger vor, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Samstag unter Berufung auf informierte Kreise. Die Planungen liefen intern "auf Hochtouren". Auch die RAG-Stiftung, die den Bergbau abwickelt, könnte demnach bei dem Konzern einsteigen.

Möglicherweise schon im August, spätestens im September könne Thyssen-Krupp zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro einsammeln, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise und Kreise der Politik an der Ruhr. Zurzeit würden verschiedene Modelle durchgespielt und Gespräche mit einem kleinen Kreis potenzieller Investoren geführt.

Kein Verkauf des europäischen Stahlgeschäfts

Zu diesen möglichen Investoren zähle auch die RAG-Stiftung. Sie könnte demnach der Krupp-Stiftung dabei helfen, ihren dominierenden Einfluss bei Thyssen-Krupp auch nach einer möglichen Kapitalerhöhung zu behalten. Die Krupp-Stiftung hält 25,3 Prozent der Anteile am Stahlunternehmen. Weder die RAG-Stiftung noch Thyssen-Krupp wollten sich gegenüber der Zeitung zu den Informationen äußern.

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Strikt zurückgewiesen wurde aber ein Bericht der "Rheinischen Post" zu Gerüchten über einen möglichen Verkauf des europäischen Stahlgeschäfts. "Das ist Unsinn. Es gab und es gibt keine Gespräche über einen Verkauf von Thyssen-Krupp Steel Europe", teilte der Konzern am Wochenende mit. Der Vorstand habe in der Vergangenheit mehrfach betont, dass es Ziel sei, Steel Europe als Bestandteil von Thyssen-Krupp zu erhalten. Der Zeitung zufolge soll es Gespräche mit dem russischen Oligarchen Viktor Vekselberg gegeben haben.

Thyssen-Krupp steckt derzeit tief in der Krise - unter anderem aufgrund hoher Verluste durch Abschreibungen auf seine Stahlwerke in Brasilien und den USA. Das Unternehmen hatte im zurückliegenden Geschäftsjahr Milliardenverluste verzeichnet, deren Hauptursache die Übersee-Stahlwerke waren. Sie gelten als milliardenschwere Fehlinvestition. (afp/dpa)