Essen. . Wenige Wochen vor der Bundestagswahl zeichnet sich ab, dass 2014 erneut höhere Strompreise drohen. Experten erwarten, dass die EEG-Umlage von 5,28 Cent pro Kilowattstunde im nächsten Jahr auf 6,24 Cent steigen wird. Doch offenbar will Umweltminister Altmaier erst nach der Wahl handeln.
Anfang jedes Monats schauen die Stromnetzbetreiber auf ihr Konto. Was haben sie an die Ökostrom-Produzenten überwiesen? Wie viel Geld brachte der Stromverkauf an der Börse? Ende Juli ragten die Balken besonders weit nach unten. Der Kontostand: ein Minus von 1,748 Milliarden Euro. Damit hat sich das Defizit im Vergleich zum Juni fast verdoppelt.
Die Netzbetreiber strecken das Geld vor, im nächsten Jahr müssen es die Stromkunden zurückzahlen – und in wenigen Wochen steht fest, welche Rechnung den Verbrauchern vor dem Hintergrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) präsentiert wird.
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Mitte Oktober – kurz nach der Bundestagswahl – veröffentlichen die vier Netzbetreiber 50 Hertz, Amprion, Tennet und Transnet BW, wie hoch die EEG-Umlage für das Jahr 2014 ausfallen soll. Es zeichnet sich ab, dass die Stromkosten erneut deutlich steigen werden.
Die drastischen Veränderungen auf dem Konto der Netzbetreiber sind stark witterungsbedingt. „Je mehr die Sonne scheint und je heftiger der Wind bläst, desto mehr regenerative Energie drängt auf den Markt“, erläutert Andreas Preuß vom Dortmunder Netzbetreiber Amprion.
Die Folge: Der Preis an der Strombörse fällt, der Abstand zur garantierten Vergütung für Öko-Energie wächst. Die Differenz zwischen Börsenpreis und festgelegtem Abnahmepreis zahlen Verbraucher über die EEG-Umlage. Ein Effekt lautet also: mehr Sonne, höherer Strompreis.
Zusätzliche Stromkosten in Höhe von 33,60 Euro für Durchschnittshaushalte?
Auch das Berliner Institut Agora, das unter anderem von der Essener Stiftung Mercator finanziert wird, passte seine Prognosen für die künftige Ökostrom-Umlage an. „Wir gehen derzeit davon aus, dass die EEG-Umlage von 5,28 Cent pro Kilowattstunde im nächsten Jahr auf 6,24 Cent steigen wird“, berichtet Agora-Sprecher Christoph Podewils.
Das entspricht Zusatzkosten in Höhe von 33,60 Euro für einen Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden pro Jahr. Einen Automatismus gebe es aber nicht. „Trotz einer höheren EEG-Umlage könnten etliche Versorger die Strompreise stabil halten oder sogar senken“, sagt Podewils. „Denn die gefallenen Großhandelspreise an der Strombörse werden vielfach nicht an die Kunden weitergegeben.“
Altmaier hofft auf parteiübergreifenden Konsens nach der Bundestagswahl
Nun flammt die Diskussion über steigende Strompreise kurz vor der Bundestagswahl am 22. September wieder auf. „Ziel ist es, zeitnah nach der Bundestagswahl zu einem parteiübergreifenden Konsens zu kommen“, heißt es im von Peter Altmaier (CDU) geführten Umweltministerium.
Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin sagt, neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien sei auch das derzeitige Überangebot an Kohlestrom für den Druck auf die EEG-Umlage verantwortlich. SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil fordert eine Reform des EEG, die den Ausbau der Erneuerbaren langfristig sichere und die Kosten begrenze.
Auch die Sozialverbände Caritas, Arbeiterwohlfahrt und Diakonie schlagen Alarm. „Hartz-IV-Empfänger müssen die Steigerungen aus ihrem Regelsatz bezahlen und dafür auf andere Dinge verzichten“, gibt Georg Cremer vom Deutschen Caritasverband zu bedenken.