Wiesbaden. Den stärksten Rückgang bei den Verbraucherpreisen seit Februar 1987 meldet das Statistische Bundesamt für den Monat Juli. Die Preise lagen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,5 Prozent niedriger. Vor allem Benzin, Diesel, Heizöl und Lebensmittel seien günstiger geworden.

Zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren sind die Verbraucherpreise in Deutschland gesunken. Die Preise lagen im Juli im 0,5 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor, das ist der erste Preisrückgang seit dem März 1987, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Die Inflationsrate lag vor allem deshalb im Minus, weil sich Benzin, Diesel und Heizöl sowie Lebensmittel stark verbilligten.

Preiskapriolen beim Mineralöl

Die Statistiker korrigierten damit ihre Prognose von Ende Juli leicht. Damals waren sie noch von minus 0,6 Prozent ausgegangen. Letztmals war im März 1987 mit minus 0,3 Prozent eine negative Inflation verzeichnet worden. Im Februar 1987 hatte das Minus mit 0,6 Prozent letztmals höher gelegen.

Die sinkenden Mineralölpreise sind mit für die negative Inflation verantwortlich. Foto: ddp
Die sinkenden Mineralölpreise sind mit für die negative Inflation verantwortlich. Foto: ddp © ddp

Wie schon damals sind auch in diesem Jahr vor allem Preiskapriolen bei Mineralölprodukten für das Minus verantwortlich. So kosteten Benzin und Diesel im Juli 20 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Heizöl war sogar mehr als 40 Prozent billiger. Im vergangenen Juli hatten die Preise für Benzin und Diesel mit mehr als 1,50 Euro pro Liter einen historischen Höchststand erreicht.

Lebensmittel günstiger im Juli

Dagegen kostete Gas, das mit Verzögerung an den Ölpreis gekoppelt ist, im Juli nur 3,3 Prozent weniger, Strom sogar 6,6 Prozent mehr. Lebensmittel waren im Juli 2,4 Prozent billiger, wobei das Minus bei Milchprodukten mit knapp zehn Prozent besonders groß ausfiel. Besonders stark sanken die Preise bei Quark und Vollmilch, wo das Minus bei mehr als 20 Prozent lag. Gemüse kostete rund zehn Prozent weniger. Fisch und Fleisch wurde dagegen leicht teurer.

Ohne die Kapriolen bei den Preisen von Energie und Lebensmitteln, die zusammen 20 Prozent des durchschnittlichen Warenkorbs eines Bundesbürgers ausmachen, hätte die Inflationsrate mit einem Plus von 1,4 Prozent im üblichen Bereich gelegen. So stiegen etwa die Mieten ohne Nebenkosten um 1,1 Prozent. Besonders stark verteuert haben sich im Juli etwa Zigaretten, wo es eine Preiserhöhung gab und Pauschalreisen.

Hohe Preise in vergangenen Jahren

Im Vergleich zum Juni blieben die Preise dagegen exakt auf demselben Niveau. Das starke Minus in der jährlichen Inflationsrate kommt vor allem dadurch zustande, dass die Preise im vergangenen Juli besonders hoch lagen.

Schon in den vergangenen Monaten hatten sich die Kosten für die Lebenshaltung nur noch gering erhöht. Im Mai hatte die Inflationsrate bei null Prozent gelegen, im Juni bei 0,1 Prozent. Noch im vergangenen Sommer waren Inflationsraten von drei Prozent und mehr gemessen worden. In den kommenden Monaten dürfte die Teuerung wieder ansteigen, weil das hohe Vergleichsniveau des Vorjahres dann nach und nach wegfällt. Von Juni an waren die Spritpreise im vergangenen Jahr gesunken. (afp)