London. Im Kampf um den Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland tritt nun auch der amerikanische Kabelnetzbetreiber Liberty Global auf den Plan und könnte dem Interessenten Vodafone damit die Suppe versalzen. Kabel Deutschland ist der größte deutsche Kabelnetzbetreiber mit rund 8,5 Millionen Kundenhaushalten.

Der amerikanische Kabelnetzbetreiber Liberty Global will Vodafone bei dessen geplanter Übernahme von Kabel Deutschland einen Strich durch die Rechnung machen. Der zum Imperium des Murdoch-Rivalen John Malone gehörende Konzern habe einen "vorläufigen Vorschlag" eingereicht, teilte Kabel Deutschland mit. Es bestehe zum jetzigen Zeitpunkt aber keine Gewissheit darüber, dass aus dem Vorschlag von Liberty Global eine Transaktion folgen werde. Auch sei nicht klar, wie die Bedingungen aussehen könnten.

Zuvor hatte die "Financial Times" unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet, die Amerikaner hätten ein unverbindliches Angebot von etwa 85 Euro je Kabel-Aktie vorgelegt. Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone bietet dem Vernehmen nach derzeit hingegen nur 81 bis 82 Euro je Anteilschein. Die Aktie von Kabel Deutschland reagierte mit einem Kurssprung auf die Meldung. In den ersten Handelsminuten kletterte das Papier um 3,4 Prozent.

Für beide Unternehmen wäre Kabel Deutschland ein Glücksgriff

Sowohl für Liberty als auch für Vodafone ist der Griff nach Kabel Deutschland nicht der erste. Beide sind bereits gescheitert, für beide wäre Kabel aber eine Perle in der Krone. Vodafone ist in Deutschland bereits zweitgrößter Mobilfunker, stößt aber bei Breitband an seine Grenzen. Daher rief Vodafone-Chef Vittorio Colao das Ziel aus, Kunden europaweit kombinierte Telekommunikations-, Internet- und Fernsehdienste anzubieten - zusammen mit Partnern oder im Alleingang.

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Vor kurzem haben die Briten mit der Deutschen Telekom eine Partnerschaft für schnelles Festnetz-Internet geschlossen. Vodafone will das Hochgeschwindigkeitsnetz des Bonner Konkurrenten nutzen. Mit Kabel Deutschland würde den Briten im Festnetz-Breitband der große Wurf gelingen.

8,5 Millionen Kunden bei Kabel Deutschland

Kabel-Aktien befinden sich im Streubesitz, was eine Übernahme kompliziert macht. Größter Aktionär ist der Finanzinvestor Blackrock mit rund zehn Prozent. Kabel Deutschland ist der größte deutsche Kabelnetzbetreiber mit rund 8,5 Millionen Kundenhaushalten. Der Umsatz erreichte im vergangenen Geschäftsjahr 1,7 Milliarden Euro.

Malone kämpft zwar gegen Vodafone um Kabel Deutschland, sein eigentliches Ziel heißt aber Rupert Murdoch: Die beiden waren vor Jahren Geschäftspartner und haben eine tiefe Rivalität entwickelt. In Deutschland stehen sie sich als Konkurrenten im Fernsehmarkt gegenüber. Murdoch versucht seit Jahren mit Sky Deutschland hierzulande zu schaffen, was in England bereits gelang: sportlastiges Bezahlfernsehen profitabel zu machen. Liberty gehört das Kabelnetz in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen.

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Der Markt in Deutschland ist hart umkämpft, vor allem bei Filmfans. Soeben erst haben Sky und die Telekom ihre Kooperation ausgebaut: So wird die Telekom von Juli an die Fußball-Bundesliga zeigen sowie alle 50 Sky-Filmkanäle gegen Extragebühr. Zudem werben Konzerne wie Apple und Amazon mit ihren Portalen iTunes und Love-Film um Kunden.

Liberty will Kabelnetz auf Deutschland ausweiten

Malone hat bereits gezeigt, dass er es ernst meint. Liberty Global will im September mit seiner Multimedia-Plattform Horizon der Deutschen Telekom und Sky Deutschland Konkurrenz machen. "Wir haben Horizon bereits in zwei europäischen Ländern eingeführt - Irland ist als drittes gerade am Start - und sind daher sehr optimistisch, in Deutschland schnell zulegen zu können", sagte jüngst Mike Fries, Chef von Liberty Global. Der Dienst verbindet Fernsehen und Internet.

Nun will Liberty sein Kabelnetz auf ganz Deutschland ausweiten. Obwohl Kabel Deutschland und die Liberty-Töchter sich nirgends direkt auf die Füße treten - Kabel deckt dreizehn Bundesländer ab, Liberty die restlichen drei - gilt es als zweifelhaft, ob das Kartellamt eine Übernahme genehmigen würde. Denn dann wäre das Kabelnetz, das die Deutsche Telekom unter dem Druck der Wettbewerbshüter verkaufen musste, wieder in einer Hand. (dpa)