Berlin/Frankfurt. Die Versicherungen rechnen durch die Überschwemmungen in Deutschland mit höheren Sachschäden als beim Hochwasser 2002. Die Allianz wird nach eigenen Angaben mehr als 500 Millionen Euro an ihre Kunden auszahlen. Das ist weniger als 2002, weil die Flut in den Nachbarländern wohl glimpflicher verlief.
Für Deutschlands größten Versicherer Allianz wird das Hochwasser in Deutschland und den angrenzenden Ländern wohl nicht so teuer wie die "Jahrhundert-Flut" 2002. Der Münchener Konzern werde nach der Hochwasser-Katastrophe mehr als 500 Millionen Euro an seine Kunden auszahlen müssen, teilte die Allianz am Freitag nach einer vorläufigen Schätzung mit.
2002 hatte sie 710 Millionen Euro an die Versicherten ausgezahlt. Einen Teil der Belastungen kann die Allianz aber nach eigenen Angaben auf die Rückversicherer abwälzen. Sie selbst müsse nur rund 350 Millionen Euro tragen. Der italienische Versicherungskonzern Generali, der auch in Deutschland vertreten ist, rechnet mit 100 Millionen Euro versicherten Schäden.
Schaden in Deutschland wohl größer als 2002
Was die Schäden in Deutschland alleine angeht, rechnen die Versicherungen aber mit höheren Sachschäden als beim Hochwasser im August 2002. "Wir müssen davon ausgehen, dass der Schaden durchaus höher sein kann als bei der Elbe-Flut 2002", sagte der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Alexander Erdland, in Berlin.
Hochwassereinsatz beendet
Eine Zahl lasse sich erst nennen, wenn das Wasser in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen abgelaufen und die Schäden sichtbar seien. Durch das Elbe-Hochwasser 2002 entstand nach GDV-Angaben in Privathaushalten und Unternehmen ein versicherter Schaden von 1,8 Milliarden Euro. Der volkswirtschaftliche Schaden wurde auf 11 Milliarden Euro geschätzt.
Erst wenn das Wasser abläuft, zeigen sich die Schäden
Zu den am stärksten betroffenen Versicherern zählen neben der im Osten Deutschlands starken Allianz die süddeutschen Unternehmen SV SparkassenVersicherung und Versicherungskammer Bayern. Eine genauere Prognose sei noch nicht möglich, sagte GDV-Präsident Alexander Erdland. "Erst wenn das Wasser abgelaufen ist, sind die Schäden sichtbar und können bewertet werden." Außerhalb Deutschlands - etwa in Österreich und Tschechien - verlief das Hochwasser nach Expertenschätzungen offenbar glimpflicher als 2002.
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Auch auf den weltgrößten Rückversicherer Münchener Rück kommen wohl geringere Belastungen zu als vor elf Jahren. Die Investmentbank J.P. Morgan erwartet für das zweite Quartal 250 bis 300 Millionen Euro, die die Münchener Rück für die Schäden in Deutschland an die Versicherer überweisen muss. 2002 waren es 400 Millionen Euro. Damals sei ein Großteil davon auf einen Rückversicherungsvertrag mit der Allianz entfallen, "und wir glauben, dass dieser Vertrag nicht mehr existiert", schrieb J.P.-Morgan-Analyst Michael Huttner. Insgesamt werde die Münchener Rück im laufenden zweiten Quartal Großschäden von 410 bis 580 Millionen Euro verkraften müssen. Das sei viel für das gewöhnlich schadenarme Frühjahr, weiche aber nicht dramatisch vom Budget ab, erklärte Huttner.
Die Münchener Rück selbst bekräftigte am Freitag, bis zu einer verlässlichen Schätzung werde es noch "Tage oder Wochen" dauern. (dpa/rtr)