Berlin. . Eine Million Arbeitslose unter 35 Jahren, aber gleichzeitig 60. 000 freie Lehrstellen – da will die Bundesagentur für Arbeit mit neuen Maßnahmen ansetzen. Zu den Sorgen, Rumänen und Bulgaren könnten bald das deutsche Sozialsystem überlasten, äußerte sich die Agentur zwar optimistisch, besonders einige Kommunen im Ruhrgebiet müssen sich aber wohl auf zusätzliche Belastungen einstellen.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) will Arbeitslosen unter 35 Jahren mit einem massiven Qualifizierungsprogramm den Weg ins Berufsleben ebnen. „Wir wollen in den nächsten drei Jahren 100.000 junge Leute zur Ausbildung bringen“, kündigt BA-Vorstand Heinrich Alt an. Damit soll einer der größten Problemgruppen des Arbeitsmarktes geholfen werden. In dieser Altersgruppe verzeichnet die Agentur eine Million Arbeitslose. Etwa zehn Prozent, so eine Studie, sind motiviert und von den Anforderungen einer Lehre her in der Lage, sich über eine Ausbildung neue Chancen auf einen Job zu erarbeiten. Das ist die Zielgruppe.

Die Wirtschaft ist für das Programm aufgeschlossen. Vor allem Handwerksbetriebe könnten sich beteiligen. Die meist kleinen Firmen bekommen den Mangel an Nachwuchskräften mittlerweile deutlich zu spüren. Allein im vergangenen Jahr konnten bundesweit 60.000 Lehrstellen nicht mehr besetzt werden. Die Betriebe schrauben daher ihre Anforderungen an die Bewerber herunter.

Arbeitszeiten sind oft kaum mit Kinderbetreuung vereinbar

Mit dem Angebot will die BA auch viele Alleinerziehende erreichen. Fast 40 Prozent der Eltern ohne Partner beziehen Hartz-IV-Leistungen, und die Hälfte von ihnen ist unqualifiziert. Der Anteil ist zwar mit der guten Lage am Arbeitsmarkt insgesamt auch zurückgegangen.

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Doch das Problem ist nach wie vor groß, vor allem mit Blick auf die soziale Lage der Kinder. Von den zwei Millionen Kindern der Alleinerziehenden ist die Hälfte auf die Grundsicherung angewiesen. Mit besonderen Angeboten will die BA die Situation verbessern. Dazu gehören bessere Betreuungsmöglichkeiten für den Nachwuchs. Denn hieran hapert es. 60 Prozent der Alleinerziehenden arbeiten im Handel, der Pflege oder bei Reinigungsfirmen. Die Arbeitszeiten sind kaum mit den üblichen Öffnungszeiten von Kitas vereinbar.

Die Bilanz des Arbeitslosengeldes II durch die Arbeitsagentur signalisiert eine deutliche Entspannung. Seit der Einführung von Hartz IV 2005 ist die Zahl der betroffenen Arbeitslosen um ein Viertel zurückgegangen. 2012 lag sie im Jahresdurchschnitt erstmals unter zwei Millionen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen betrug eine Million – 700.000 weniger als fünf Jahre zuvor. Jeder zehnte Haushalt bezieht Leistungen der Grundsicherung, oft auch nur als Aufstocker.

Dortmund und Duisburg müssen mit Problemen rechnen

Die Furcht vor einer Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien in das deutsche Sozialsystem teilen die Nürnberger Experten nur teilweise. Von den sechs Millionen Leistungsempfängern kommen nur 30.000 aus diesen beiden Ländern. Die Arbeitslosigkeit von Rumänen und Bulgaren liegt auf ganz Deutschland bezogen unter dem Durchschnitt, weil die meisten Zuwanderer mit einer guten Ausbildung nach Deutschland kommen. Auch wenn der Arbeitsmarkt ab 2014 für Arbeitnehmer aus beiden Ländern ganz offen ist, hält die BA die Folgen für beherrschbar.

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Anders sieht es bei einzelnen Kommunen aus. Auf Städte wie Duisburg, Dortmund oder Mannheim konzentriert sich die Zuwanderung aus die südosteuropäischen Regionen. Probleme gibt es aber weniger auf dem Arbeitsmarkt, als vielmehr durch andere Begleiterscheinungen wie einer verstärkten Prostitution. Die BA sieht deshalb vor allem Bund und Länder in der Pflicht, den Kommunen zu helfen.