Bonn. . Neuer Paukenschlag bei Solarworld: Beim einstigen Vorzeigekonzern der Branche ist die Hälfte des Grundkapitals weg. Wie das Unternehmen am Mittwochabend mitteilte, dürfte im Geschäftsjahr 2012 ein Verlust nach Steuern von 520 bis 550 Millionen entstanden sein.

Der Bonner Solarkonzern Solarworld hat das Kapital seiner Aktionäre komplett verloren. Operative Verluste von mehr als 100 Millionen Euro und dreistellige Millionen-Abschreibungen auf Beteiligungen haben dem Aushängeschild der deutschen Solarbranche im vergangenen Jahr einen noch nicht konsolidierten Verlust von 520 Millionen bis 550 Millionen Euro eingebracht, wie Solarworld am Mittwochabend einräumte.

Mit einem negativen Eigenkapital von 20 bis 50 Millionen Euro ist das Unternehmen damit noch mehr als bisher von seinen Gläubigern abhängig. Vorstandschef Frank Asbeck verhandelt seit Monaten mit Banken und Anleihegläubigern über einen Ausweg aus der existenzbedrohenden Krise. Nach Einschätzung von Experten müssen die Verhandlungen bis Monatsende abgeschlossen sein. Der Verlust des Grundkapitals hat zunächst nur zur Folge, dass Solarworld eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen muss. Dort muss Asbeck den Aktionären erklären, wie er die Firma aus der Krise führen will.

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Wegen der laufenden Verhandlungen mit den Gläubigern hatte Solarworld im März die Vorlage seiner Geschäftszahlen für 2012 verschoben. Nun ist wenigstens klar, wie hoch der Verlust nach dem deutschen Handelsgesetzbuch (HGB) ist. Nur ein Fünftel des Verlustes - also gut 100 Millionen Euro - stammt allerdings aus dem operativen Geschäft und knabbert damit an den restlichen Geldreserven. Im Januar hatte Asbeck die Liquidität auf 220 bis 230 Millionen Euro beziffert. Tochterfirmen sind in den am Mittwoch vorgelegten Zahlen aber noch nicht enthalten. "Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass etwaige Bilanzkorrekturen im Rahmen der Jahresabschlussprüfung die Schätzungen wesentlich verändern können", warnte das Unternehmen. (rtr)