Brüssel. . Die EU-Kommission wünscht sich „grünere“ Lkw: Die Abkehr von der Kastenform soll den Luftwiderstand vermindern, dadurch Sprit sparen und sogar noch Unfälle vermeiden helfen. Allerdings würden die Laster durch die neuen Designelemente auch länger werden.

Der Lkw, so wie er derzeit über unsere Straßen fährt, ist aus Sicht des Brüsseler Verkehrskommissars Siim Kallas ein Ärgernis: Er braucht zuviel Sprit, macht zuviel Dreck und ist zu gefährlich, vor allem für Fußgänger und Radfahrer. All das, sagt der Chef-Manager des EU-Transportwesens, kann gelindert werden, wenn man die Art und Weise ändert, wie Laster gebaut werden: vorne wie hinten etwas schnittiger, mit weniger Luftwiderstand.

Am Montag präsentierte Kallas seine Vorstellungen über den „grünen Lkw“ der Zukunft. Dazu möchte er die aus dem Jahre 1996 stammenden EU-Vorschriften ändern, wie schwere Nutzfahrzeuge aussehen und welche Maße sie haben sollen.

Flacher, günstiger, neue Kontrollsysteme

Kernstück der Reform ist die Gestaltung des Führerhauses und des Fahrzeughecks: Eine flacher abgedeckelte Kabine und ein Heckspoiler würden die aerodynamischen Nachteile der gängigen Kastenform abmildern. Eine Million der 6,5 Millionen Lkw in der EU sind Langstreckler, die mehr als 100.000 Kilometer im Jahr fahren. Die könnten mit dem neuen Design 5000 Euro Spritkosten im Jahr sparen. Der Abgas-Ausstoß soll um bis zu zehn Prozent sinken.

Weil die neuen Modelle – sie sollen ab 2018 auf der Straße sein – auch bessere Sicht gewährleisten, rechnet Kallas ferner damit, die Zahl der Verkehrstoten durch Lkw-Unfälle um bis zu 500 pro Jahr senken zu können. Schließlich sollen bessere Bord-Kontrollsysteme dafür sorgen, dass sich nicht so viele Laster mit Übergewicht auf den Weg machen (gegenwärtig bis zu einem Drittel aller Lkw) und dadurch die Straßen über Gebühr strapazieren.

Die neue Form macht die Fahrzeuge noch länger

Die neue Form macht die Fahrzeuge länger. Die Richtlinie, wenn beschlossen durch Ministerrat und Parlament, gäbe den Mitgliedstaaten die Möglichkeit, bei der Zulassung über die bislang erlaubten 18,75 Meter hinauszugehen. Im Streit um Lkw mit Superlänge bleibt Kallas bei seiner Auffassung, dass die „Giga-Liner“ auch Grenzen überqueren dürfen, wenn sie in beiden Nachbarstaaten zugelassen sind. Das will er in der überarbeiteten Nutzfahrzeuge-Richtlinie ausdrücklich festhalten. In diesem Punkt muss der estländische Kommissar mit Widerstand der Sozialdemokraten und Grünen im Europa-Parlament rechnen. Nach deren Überzeugung versucht Kallas, den umstrittenen Groß-Lkw den Weg auf Europas Straßen möglichst weit zu öffnen. Derzeit sind sie nur in Skandinavien und den Niederlanden zugelassen. In sechs Bundesländern laufen Tests.