Stuttgart. Nur drei Jahre Vertragsverlängerung waren für Daimler-Chef Zetsche schon eine Ohrfeige - doch es hätte noch dicker kommen können: Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat wollten den Vertrag eigentlich überhaupt nicht verlängern. Der Grund: Kritik am Führungsstil des 60-Jährigen.
Die Daimler-Betriebsräte wollten die Verlängerung des Vertrags von Vorstandschef Dieter Zetsche verhindern. Nach dpa-Informationen vom Sonntag kam es dann aber zu einem Kompromiss. Damit wurde ein entsprechender Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" bestätigt. Demnach haben sich die Arbeitnehmervertreter erst nach langwierigen Verhandlungen mit Aufsichtsratschef Manfred Bischoff auf den am Donnerstag getroffenen Kompromiss einer Vertragsverlängerung Zetsches um drei Jahre geeinigt. Eigentlich werden Vorstände bei Daimler mittlerweile für fünf Jahre wiederbestellt.
Laut "Spiegel" hatten Betriebsratschef Erich Klemm und der IG-Metaller Thomas Klebe Bischoff Anfang des Jahres erklärt, die Arbeitnehmervertreter im Daimler-Aufsichtsrat würden geschlossen gegen einen neuen Vertrag für Zetsche stimmen. Ihre Kritik konzentrierte sich den Angaben nach auf den Führungsstil Zetsches, der mit den Belegschaftsvertretern nicht über ein anstehendes Sparprogramm diskutiere. Er könne mit Widerspruch nicht umgehen, wer anderer Meinung sei, werde abgekanzelt. Eine Sprecherin des Gesamtbetriebsrats wollte die Angaben am Sonntag nicht kommentieren.
Produktionschef Wolfgang Bernhard wechselt in die Lkw-Sparte
Bischoff drohte nach "Spiegel"-Darstellung den Arbeitnehmervertretern daraufhin, notfalls sein Doppelstimmrecht in Anspruch zu nehmen. Damit kann der Vorsitzende des Kontrollgremiums den Ausschlag geben, falls es bei einer Abstimmung ein Patt zwischen den Vertretern der Arbeitnehmer und der Kapitalseite geben sollte. Bischoff sei dennoch an einem Kompromiss mit den Betriebsräten interessiert gewesen, um eine lange Führungsdebatte zu verhindern.
Topverdiener im Dax
Zetsches Wiederbestellung ist nun mit einer Rochade im Vorstand verbunden. Produktionschef Wolfgang Bernhard, dessen Vertrag erst vor knapp einem Jahr bis 2018 verlängert worden war, wechselt von April an in das Vorstands-Ressort für Daimler Trucks. Der bisherige Truck-Chef Andreas Renschler wird im Gegenzug Chef für Produktion und Einkauf von Mercedes-Benz Pkw und Mercedes-Benz Vans.
Daimler erlebt schwere Zeiten
Daimler erlebt derzeit schwierige Zeiten. Der Autobauer bekommt die schrumpfenden Gewinne in seiner Autosparte nicht in den Griff. Die Probleme dort bremsen den gesamten Konzern. Zetsche rechnet nach einem Rückgang 2012 für 2013 mit einem stagnierenden operativen Ergebnis. Bei Mercedes Benz Cars werde das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im laufenden Jahr sogar "leicht unterhalb" des Vorjahres liegen, hatte Zetsche bei der Bilanzvorlage Anfang Februar angekündigt.
Zetsche hatte Daimler zudem bereits ein milliardenschweres Sparprogramm verordnet, das auch seine eigene Brieftasche trifft: Für das vergangene Jahr muss sich Zetsche nach heutigem Stand mit einer Vergütung von rund 8,15 Millionen Euro begnügen. Er bekommt damit rund eine halbe Million Euro weniger als ein Jahr zuvor, wie aus dem am Montag vorgelegten Geschäftsbericht von Daimler hervorgeht. (dpa/dapd)