Wolfsburg. Das Ende des Machtkampfes zwischen Porsche und Volkswagen ist besiegelt. Die Aufsichtsräte beider Unternehmen stimmten zu, dass VW zunächst bei Porsche mit 42 Prozent einsteigt. 2011 werden beide Autobauer dann verschmolzen. Chef der Porsche Holding wird VW-Boss Winterkorn.

Neuer Chef, neue Aktien, neue Autos: Nach dem erfolgreichen Abschluss der Grundlagenvereinbarung über den Zusammenschluss von Volkswagen und Porsche schaltet der entstehende Autogigant auf Angriff: Der VW-Chef und künftige Porsche-Holding-Chef Martin Winterkorn sagte, es werde ein Autokonzern gebildet, «der mit seinen zehn starken Einzelmarken weltweit einzigartig ist und das Zeug hat, die Nummer eins zu werden.» Allein die Effekte der Zusammenarbeit sollen den Gewinn um 700 Millionen Euro im Jahr steigen lassen, wie es hieß.

Grundlagenvereinbarung geschlossen

Im Jahr 2011 soll der neue Autoriese stehen. Volkswagen steigt dazu noch dieses Jahr für 3,3 Milliarden Euro mit zunächst 42 Prozent beim Sportwagenzweig von Porsche ein. Im Jahr 2011 kommt es dann zu einer vollständigen Verschmelzung von VW und Porsche. Das haben die Aufsichtsräte beider Unternehmen am Donnerstag in Wolfsburg in einer Grundlagenvereinbarung abgemacht. VW-Chef Martin Winterkorn übernimmt auch die Leitung der Porsche Holding. Porsche-Chef Michael Macht bekommt einen Sitz im VW-Vorstand.

Bei beiden Firmen ist im kommenden Jahr eine Kapitalerhöhung geplant. Weiter ist vorgesehen, dass Volkswagen von den Familien Porsche und Piech das Vertriebsgeschäft der Porsche Holding Salzburg, des größten europäischen Autohändlers, übernimmt. Größter Aktionär des integrierten Konzern bleiben die Familien Porsche und Piech, wie Winterkorn sagte. Neuer strategischer Investor werde das Emirat Katar.

Durch die Zusammenführung entsteht ein Konzern mit einem Absatz von rund 6,4 Millionen Fahrzeugen und mehr als 400.000 Mitarbeitern. Beide Seiten erwarten aus dem Einstieg steigende Gewinne. VW bezifferte den erhoffen Ertrag allein aus Synergieeffekten auf 700 Millionen Euro. Außerdem sollen neue Porsche-Modelle auf den Markt kommen.

700 Millionen Synergie

Der Einstieg soll laut VW so abgewickelt werden: Zunächst verkauft die Porsche Holding SE den Großteil ihrer Optionen auf VW-Aktien an das Emirat Katar. Katar wird dritter Großaktionär von Volkswagen nach den Familien Porsche/Piech und dem Land Niedersachsen. Dann steigt VW bis Jahresende mit 42 Prozent bei der Sportwagentochter von Porsche ein und zahlt dafür 3,3 Milliarden Euro. Der Gesamtwert des Sportwagengeschäftes wird auf 12,4 Milliarden Euro taxiert, worin aber auch Schulden enthalten sind.

Zur Finanzierung der Beteiligung plant VW eine Kapitalerhöhung über stimmrechtslose Vorzugsaktien im ersten Halbjahr 2011. Dazu soll es eine außerordentliche Hauptversammlung bis Ende des Jahres geben.

Porsche Holding geht an VW - Erlös soll Porsche stärken

Darüber hinaus vorgesehen, dass die Familien den Betrieb der separaten Porsche Holding Salzburg an Volkswagen veräußern. Das Autohandelshaus ist größter Autohändler Europas und hat einen Wert von 3,55 Milliarden Euro.

Die Familien stecken den Großteil des Erlöses in eine Stammkapitalerhöhung bei der Porsche Holding SE in Stuttgart. Außerdem sollen neue Vorzugsaktien der SE ausgegeben werden. Dann soll die finanziell stabilisierte Porsche Holding 2011 auf VW verschmolzen werden. Die exakten Beteiligungsverhältnisse nach einer Verschmelzung stehen noch nicht fest.

In der Vereinbarung werden auch die Rechte des Landes Niedersachsen gestärkt: Die Sperrminorität von 20 Prozent soll bekräftigt werden. Neu in die Satzung würden zwei Entsenderechte des Landes für den VW-Aufsichtsrat aufgenommen. Danach könne das Land so lange zwei Aufsichtsräte bei Volkswagen stellen, wie seine Beteiligung an der VW über 15 Prozent liegt.

«Vom neuen Verbund werden beide Unternehmen gleichermaßen profitieren», sagte der neue Porsche-Chef Michael Macht in Wolfsburg. Porsche werde seine Stärken in dem neuen Konzern ausbauen können.

VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch versicherte, VW lasse sich auf keinerlei finanzielle Abenteuer ein. Volkswagen zahle für seine Beteiligung bei Porsche und für das Vertriebsgeschäft der Porsche Holding Salzburg einen fairen Preis.

Mitbestimmung gesichert

Die IG Metall kannte einen Einstieg in eine Kapitalbeteiligung der Arbeitnehmer erreichen, sagte Vorsitzender Berthold Huber. Darüber werde man in den nächsten Tagen und Wochen zügig Gespräche aufnehmen.

Der VW-Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh betonte, mit der Unterzeichnung der Grundlagenvereinbarung seien auch die im VW-Gesetz festgeschriebenen Arbeitnehmerrechte gesichert worden. Er begrüßte ausdrücklich, dass dem Land Niedersachsen künftig zwei Entsendemandate im VW-Aufsichtsrat zustehen.