Berlin. Beraten Banken und Sparkassen ihre Kunden bei Aktien, Fonds und Wertpapieren fair? Nein, sagt der Bundesverband der Verbraucherzentralen und verweist auf eine eigene Umfrage. Demnach lassen viele Geldhäuser die Kunden immer noch im Unklaren darüber, wieviel Provision sie für den Verkauf bekommen.

Ungeachtet des gestiegenen Misstrauens in die Finanzbranche halten viele Banken und Sparkassen laut einer Studie von Verbraucherschützern ihr Eigeninteresse beim Verkauf von Finanzprodukten weiter geheim und tricksen bei den Provisionen. "Hier scheint die Branche aus der Finanzkrise, aus dem Vertrauensverlust nichts gelernt zu haben", sagte der Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Gerd Billen, am Freitag in Berlin. Der Bankenbranche müssten "Klarheit und Transparenz" aufgezwungen werden.

Die Kreditwirtschaft konterte die Anschuldigungen und wies sie als haltlos zurück. Die Untersuchung der Verbraucherschützer und die daraus gezogenen Schlüsse zeichneten "ein Zerrbild der Realität", erklärten mehrere Branchenverbände, darunter der Deutsche Sparkassen- und Giroverband und der Bundesverband deutscher Banken.

Verbraucherschützer werfen Banken und Sparkassen Profitgier vor

Die Verbraucherschützer werfen Banken und Sparkassen vor, bei der Beratung mehr den eigenen Profit als das Wohl des Kunden im Blick zu haben. Im vergangenen Jahr schickten sie 126 Geldinstituten einen Fragebogen, um zu bewerten, ob diese ihren Kunden die Provisionen offen und verständlich darlegen und so ihrer Transparenzpflicht nachkommen.

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Grundsätzlich ging es darum, ob die Institute Wertpapiere auch im Festpreisgeschäft auf eigene Rechnung verkaufen. Die dabei aufgeschlagene Summe für den eigenen Gewinn müssten die Banken und Sparkassen nicht preisgeben, da es sich formal um keine Provision handele. Anders ist das bei Kommissionsgeschäften auf Rechnung des Kunden, bei denen die Provision angegeben werden muss.

Banken sollten laut Verbraucherzentralen kostenlos beraten

Nur jede fünfte angeschriebene Bank oder Sparkasse habe die Fragen beantwortet, davon wiederum viele nur sehr allgemein. Die Fragestellung habe offenbar "einen Nerv in der Branche" getroffen, erklärte die Verbraucherzentrale. Aus den Rückläufern habe sich ergeben, dass 80 Prozent der Institute Wertpapiere, insbesondere Zertifikate und Investmentfonds, auch als Festpreisgeschäft verkaufen. Nach Ansicht der Verbraucherschützer nutzen die Banken und Sparkassen damit ein Schlupfloch im Gesetz, das dringend geschlossen werden müsste. Die Beratung bei den Geldinstituten sollte grundsätzlich provisionsfrei sein, sagte Billen.

Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) kündigte am selben Tag ein Gesetz zur Honorarberatung wahrscheinlich noch vor der Sommerpause an. Ziel sei, "dass jedem Verbraucher vor Abschluss eines Geschäftes klar ist, wie viel ein Produkt, wie viel aber vor allem auch die Beratungsleistung kostet", erklärte Aigner. 8dapd)