Experten beraten auch Kleinanleger mit 10.000 Euro. Seriöse Vertreter erhalten keine Provisionen für die empfohlenen Produkte.
Spätestens seit der Finanzkrise sehen sich die Anlageberater der Banken scharfer Kritik ausgesetzt. Sie verkauften hochriskante Papiere, weil sie ihnen hohe Provisionen einbrachten, ihren Kunden aber bisweilen einen Totalverlust bescherten. Gute Fonds und Zertifikate bekommen normale Bankkunden auch heute nur zufällig, weil Banken stets ihre hauseigenen Produkte an den Mann bringen wollen.
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) kritisiert, das Problem sei „systemimmanent“. Durch ihre Provisionsmodelle hätten die Banken immer einen Anreiz, zum Nachteil der Kunden handeln. Eine Alternative könnten deshalb unabhängige Vermögensverwalter oder Honorarberater sein. Diese vermitteln bislang zwar bislang nur eins von hundert Finanzgeschäften in Deutschland. Doch immer mehr verärgerte Kunden wenden sich von ihrer Bank ab. „Seit der Finanzkrise erleben wir einen regen Zulauf“, berichtet zum Beispiel Uwe Schrader, Geschäftsführer der Trigon Vermögensmanagement in Köln. Trigon hat sich auf Fondsgeschäfte spezialisiert.
Statt der üblichen Provisionen beim Fondskauf berechnet die Gesellschaft eine Jahresgebühr, die vom Depotvolumen abhängt. Käufe und Verkäufe selbst sind kostenfrei. Der Berater hat, anders als eine Bank, deshalb keinen Vorteil davon, wenn er für möglichst viel Käufe und Verkäufe im Depot sorgt. Und: Sein Honorar hängt unmittelbar vom Anlageerfolg ab.
Viele Kleinanleger glauben, unabhängige Berater arbeiteten nur für Wohlhabende. Das ist falsch. „Bei uns sind Kleinanleger mit 10 000 Euro genauso willkommen wie Millionäre“, sagt Schrader. Doch wie finden Kleinanleger den Richtigen? Der Markt ist kaum reguliert, schwarze Schafe und Dilettanten haben leichtes Spiel. Die Verbraucherzentrale NRW warnt deshalb vor unseriösen Finanzberatern und stellt hierzu eine Checkliste ins Netz (vz-nrw.de).
Eine gute Anlaufstelle ist der Verbund der deutschen Honorarberater (vdh24.de). Honorarberater beraten Kunden gegen einen Stundenhonorar von etwa 200 Euro. Manche wickeln neben der Beratung auch Wertpapiergeschäfte ab, andere beraten nur, das Geschäft selbst läuft über eine Bank.
Die Finanzberater des VDH haben ein Qualitätssiegel und verpflichten sich zur Einhaltung bestimmter Leitlinien. Dazu gehört etwa, dass Berater jede Art von Provision ablehnen. Denn es gibt auch Berater, die Honorare und Provisionen gleichzeitig kassieren. Das ist kein gutes Zeichen. Der Kunde zahlt ein Honorar - und sollte sich sicher sein, dass keine Interessen der Produktanbieter ins Spiel kommen.
Beim Berufsverband deutscher Honorarberater (deutsche-honorarberater.de) finden sich weitere Informationen zu den Grundsätzen unabhängiger Honorarberatung. Inzwischen gibt es auch Banken, die Beratung gegen Honorar anbieten. Die Berliner Quirin-Bank ist wohl die bekannteste, aber auch Online-Banken wie die Comdirect und Cortal Consors bieten Ähnliches. Auf die Bedürfnisse ältere Menschen haben sich die „Alten Hasen“ (diealtenhasen.de) spezialisiert.