Essen. . Der Möbelgigant Ikea sucht einen Standort in Bottrop, Castrop-Rauxel, Gelsenkirchen oder Herne. Nicht überall ist Ikea willkommen – wie Essen und Wuppertal zeigen. Die Expansion der Einkaufszentren beschäftigt auch die NRW-Landesregierung - die fürchtet um die Innenstädte.
Noch mehr Billy-Regale und Klippan-Sofas: Ikea sucht nach einem neuen Standort im Ruhrgebiet. Im Blick hat der Möbelgigant die Städte Bottrop, Castrop-Rauxel, Gelsenkirchen und Herne. „Wir gehen davon aus, dass eine Standort-Entscheidung noch in diesem Jahr fallen wird“, sagte Unternehmenssprecherin Simone Settergren dieser Zeitung. Derzeit ist Ikea an zehn Standorten in NRW präsent – in Duisburg, Dortmund-Kley, Kamen, Essen, Düsseldorf, Kaarst, Bielefeld, Siegen und zwei Mal in Köln. Ausschlaggebend für die aktuelle Standortentscheidung seien „eine gute Erreichbarkeit“, „Nähe zu den Menschen“ und „ausreichende Distanz“ zu bestehenden Ikea-Läden.
Es gehe um ein neues Einrichtungshaus, nicht um ein Ikea-Fachmarktzentrum, betonte Settergren. Zum Hintergrund: Ikea betreibt auch Fachmarktzentren, an denen sich Elektronikfachmärkte, Geschäfte für Babykleidung, Tierbedarf oder Sportzubehör ansiedeln. Das Geschäftsmodell Fachmarktzentrum – auch „Homepark“ genannt – hatte unter anderem in Essen für Streit gesorgt. Es gab die Befürchtung, die Konkurrenz könnte schädlich sein für die Innenstadt.
Kritik an neuen Einkaufszentren
Die Expansion der Einkaufszentren beschäftigt auch die NRW-Landesregierung. Im April will das rot-grüne Kabinett eine Verordnung beschließen, die den Kommunen bei der Genehmigung von Einzelhandelszentren auf der redensartlichen „grünen Wiese“ enge Grenzen setzt.
Demnach dürfen nur noch bestimmte Geschäfte wie Möbelhäuser oder Baumärkte am Stadtrand angesiedelt werden, deren Sortiment den Innenstadt-Händlern wenig Konkurrenz machen soll. Nur noch zehn Prozent der Verkaufsfläche soll mit Artikeln bestückt werden, die klassischerweise in die City gehören. Dazu zählt die Regierung Bücher, Bekleidung, Schuhe, Schreib-, Haushalts- und Spielwaren, Schmuck oder Unterhaltungselektronik.
In Wuppertal war ein Streit um einen „Ikea-Homepark“ eskaliert. Während die Stadtspitze eine Ansiedlung an der Grenze zum Ennepe-Ruhr-Kreis befürwortete, stoppte die NRW-Landesregierung die Ikea-Pläne bis auf Weiteres. In Essen will Ikea die Pläne für ein Fachmarktzentrum nun nicht weiterverfolgen. „Das Thema Fachmarktzentrum, das für uns attraktiv ist, hatte die Stadt abgelehnt“, sagte Settergren. „Dies akzeptieren wir selbstverständlich.“
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Doch die Diskussion will nicht verstummen. „Als Ikea vor einigen Jahren die Planungsabsicht äußerte, neben dem bestehenden Möbelhaus eine Erweiterung zu einem Fachmarktzentrum vorzunehmen, kam die Ablehnung der Stadt prompt“, kritisiert der ehemalige Duisburger Planungsdezernent Jürgen Dressler, der jetzt Ikea berät. „Nun errichtet ein gemeinsames Unternehmen der Metro und der ECE ein Fachmarktzentrum auf dem Gelände des Thyssen-Krupp-Gürtels. Die Sortimente dieses Zentrums sind den Überlegungen von Ikea sehr ähnlich und müssten hinsichtlich ihrer Wirkungen auf die Innenstadt von Essen gleich eingeschätzt werden.“
Auf die Frage, ob es denkbar sei, wie spekuliert wurde, dass sich Ikea aus Essen zurückzieht, wenn die gewünschten Erweiterungspläne nicht umgesetzt werden können, antwortete Settergren: „Aktuell nicht.“ Nach wie vor strebe das Unternehmen eine Erweiterung des bestehenden Einrichtungshauses an. Und: „Die Stadt Essen hat uns ein Angebot im Stadtteil Kray gemacht, das wir derzeit prüfen.“
Ikea museumsreif
Ikea setzt auf Expansion. Ende 2013 soll ein Haus in Lübeck, im Sommer 2014 dann das erste Ikea-Innenstadthaus in Hamburg-Altona die Pforten öffnen. „Wir wollen in Ballungsgebieten wie Hamburg, Berlin, Köln oder München noch dichter an die Kunden herankommen“, sagte Deutschland-Chef Peter Betzel unlängst. Auch Städte wie Ingolstadt, Kaiserslautern, Bremerhaven oder Darmstadt nimmt er ins Visier – und nun also auch das Ruhrgebiet.