Hofheim-Wallau/Helsingborg. Noch mehr Billy-Regale - der Möbelkonzern Ikea wächst und wächst. Im Jahr 2012 ist der weltweite Umsatz der schwedischen Firma um fast zehn Prozent auf einen Wert von 27,6 Milliarden Euro gestiegen. Auch in Deutschland gibt es Rekordumsätze, doch die ehrgeizige Expansion stockt.
Der Möbelgigant Ikea legt auf allen Märkten zu. Mit Möbeln und Haushaltswaren im Schweden-Design steigerte der Konzern seinen weltweiten Umsatz 2012 um fast zehn Prozent auf die Rekordmarke von 27,6 Milliarden Euro. Auch in Deutschland, dem wichtigsten Einzelmarkt, gab es nach Angaben vom Mittwoch mit 3,88 Milliarden Euro einen Rekordumsatz. Doch der Konzern fühlt sich hier in seiner ehrgeizigen Expansion ausgebremst.
Der weltweite Gewinn stieg im Geschäftsjahr 2012 (bis 31. August) um 8 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Einen Großteil davon steckt Ikea wieder in die Expansion. Der Stromgroßverbraucher will bis 2015 auch weitere 1,5 Milliarden Euro in alternative Energieproduktion investieren.
"Wir haben in Deutschland eine gute Entwicklung", sagte der internationale Ikea-Chef Mikael Ohlsson am schwedischen Firmensitz in Helsingborg der dpa. Aber er listete auf, dass Ikea im vergangenen Geschäftsjahr elf Filialen eröffnet habe, unter anderem in Spanien, Japan und Australien - doch keine in Deutschland. Ende 2013 soll ein Haus in Lübeck, im Sommer 2014 dann das erste Ikea-Innenstadthaus in Hamburg-Altona die Pforten öffnen.
Möbelbranche profitiert von Finanzkrise
Ikea und andere Möbelhändler in Deutschland haben 2012 von der Finanz- und Staatsschuldenkrise profitiert. Nach Einschätzung des Möbelhandelverbandes BVDM stecken verunsicherte Verbraucher ihr Geld in die eigene Wohnung. Die Branche steigerte den Umsatz um gut zwei Prozent auf mehr als 31 Milliarden Euro. Von diesem Kuchen hat sich Ikea etwa zwölf Prozent gesichert. Doch nach den Plänen der Führung ist das nicht genug: Umsatz und Marktanteil sollen sich verdoppeln. "Wir würden gern in den nächsten 10 Jahren 10 bis 15 neue Läden eröffnen", sagte Ohlsson.
Ikeas Deutschland-Chef Peter Betzel hat neue Standorte im Auge. "Wir wollen in Ballungsgebieten wie Hamburg, Berlin, Köln oder München noch dichter an die Kunden herankommen", sagte er am deutschen Firmensitz Hofheim-Wallau bei Frankfurt. Auch Städte wie Ingolstadt, Kaiserslautern, Bremerhaven oder Darmstadt nimmt er ins Visier. Stuttgart sei dagegen schwierig.
Die Hürden für Neuansiedlungen wachsen. Mit Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen streitet sich Ikea, weil deren Landesplanung den Einzelhandel der Innenstädte schützt. Der Möbelgigant versucht seit vier Jahren, über die EU Druck auszuüben. "Wir begrüßen es, dass die EU-Kommission die Sache prüft. Denn wir sind nicht sicher, dass diese Einschränkungen europäischem Recht entsprechen", sagte Ohlsson.
Durchschnittlich 80 Euro pro Einkauf
Im letzten Geschäftsjahr besuchten 690 Millionen Kunden die 298 Einrichtungshäuser in 26 Ländern. Mittlerweile gibt es 300 Häuser. In Indien hat Ikea wichtige Hürden zur Gründung einer eigenständigen Tochter genommen. Zunächst drei, dann zehn Möbelhäuser hofft Ohlsson auf dem aufstrebenden Markt zu bauen.
Rund um den Globus beschäftigte der Konzern 139.000 Mitarbeiter, in Deutschland waren es 15.290. In den 46 deutschen Ikea-Filialen wurden 101 Millionen Kunden gezählt. Bei einem durchschnittlichen Einkauf ließen sie 80 Euro an der Kasse. Der Konzern veröffentlicht nur ausgewählte Zahlen. Der schwedische Firmengründer Ingvar Kamprad kontrolliert sein Reich über eine Stiftung in den Niederlanden. (dpa)