Düsseldorf. . Der Wohnungsriese LEG strebt an die Börse: Die Eigentümer Whitehall und Perry erhoffen sich von der guten Stimmung auf dem Parkett Rückenwind für den Börsengang der ehemals landeseigenen Wohnungsgesellschaft. Das Mieterforum Ruhr sorgt sich um künftige Investitionen.
Die LEG, mit rund 91.000 Wohnungen eine der größten Immobilien-Gesellschaften in Deutschland, will noch im ersten Halbjahr an die Börse gehen. Die beiden privaten Gesellschafter erhoffen sich offenbar Rückenwind vom aktuellen Immobilien-Boom und der guten Stimmung auf dem deutschen Börsen-Parkett.
Es war der frühere CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, der die Privatisierung der landeseigenen Landesentwicklungsgesellschaft 2007 vorantrieb. Ein Jahr später kauften der Whitehall-Immobilienfonds der US-Bank Goldman Sachs und der Finanzinvestor Perry Capital dem Land die LEG für 3,4 Milliarden Euro ab. Die Erwerber übernahmen damit auch die Schulden von seinerzeit 2,6 Milliarden Euro, die auf der LEG lasteten. Die LEG bezifferte den Nettovermögenswert ihrer Wohnungen zum 30. September 2012 auf 2,37 Milliarden Euro.
Möglicher Termin 1. Februar
Nun sehen die beiden Investoren offenbar die Zeit gekommen, die 91 000 Wohnungen an die Börse zu bringen. Die LEG teilte am Montag mit, dass die Gesellschafter möglicherweise schon ab dem 1. Februar zunächst eine Minderheitsbeteiligung abgeben und auf dem Frankfurter Parkett anbieten werden. Goldman Sachs taxiert die gesamten Vermögenswerte der LEG auf 4,7 Milliarden Euro. Experten rechnen deshalb damit, dass der Börsengang ein Milliarden-Volumen umfassen wird.
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Thomas Hegel, Sprecher der LEG-Geschäftsführung, machte Anlegern gestern bereits Appetit. Das Unternehmen habe den Weg vom landeseigenen öffentlich-rechtlichen Wohnungsversorger zu einem privatwirtschaftlichen Unternehmen „gut gemeistert“. Und: „Wir haben gezeigt, dass wir die Leistungsfähigkeit besitzen, sowohl den Mietern als auch den Investoren gerecht zu werden. Auf dieser ausgewogenen Basis streben wir in den kommenden Jahren profitables Wachstum an.“
Weniger begeistert vom angekündigten Börsengang zeigte sich gestern das Mieterforum Ruhr, das die LEG in der Vergangenheit heftig kritisiert hatte. Zuletzt wegen „unmoralischer Angebote“, die Mieter über vermeintliche Garantien zu „unnötigen Mieterhöhungen“ ermuntern sollten. „Zu Verbesserungen für die Mieter wird es nicht kommen“, sagte Mieterforum-Sprecher Tobias Scholz. Aufgrund hoher Renditeerwartungen am Markt geht er davon aus, dass die LEG ihre Investitionen in Wohnungen weiter reduzieren werde.
Sozialcharta läuft 2018 aus
„Seit dem Verkauf 2008 hat es erhebliche Verschlechterungen gegeben“, so Scholz. Steckte die LEG zu landeseigener Zeit zum Teil mehr als 20 Euro pro Quadratmeter und Jahr in ihre Wohnungen, waren es zuletzt 13,64 Euro. Damit lagen die Investitionen zwar noch leicht über dem Satz der Sozialcharta von 12,50 Euro, die die Landesregierung mit der LEG vereinbart hat. Das Mieterforum blickt aber mit Sorge auf 2018, wenn die Bindung ausläuft.