Toronto/Helsinki. Der kanadische Blackberry-Hersteller RIM hat erstmals in seiner Firmengeschichte Kunden verloren. Die Zahl der Stammkunden stand Anfang Dezember bei 79 Millionen, nach 80 Millionen im Vorquartal. Experten hatten wegen der großen Konkurrenz mit einem höheren Rückgang gerechnet.
Der Blackberry-Hersteller RIM hat in seinem Bemühen um eine Neuaufstellung einen Rückschlag erlitten. Erstmals in der Firmengeschichte sank die Kundenzahl - ein Zeichen dafür, dass die Kanadier Anhänger an die schier übergroße Konkurrenz von Apple und Samsung verloren haben.
Einige Investoren besorgte die Nachricht, andere hatten indes einen noch größeren Aderlass befürchtet. Die Aktie brach zunächst zehn Prozent ein, erholte sich später aber weitgehend. Mit Spannung wird nun der 30. Januar erwartet: Dann kommt das neue BlackBerry 10 in die Läden. Es muss für den Ex-Trendsetter zum Erfolg werden, um als hochwertiger Nischenanbieter neben iPhone und Galaxy-Modellen zu bestehen. Erste Expertenmeinungen zum Prototyp des neuen Gerätes sind positiv.
Für Verunsicherung sorgte auch eine von RIM angekündigte Änderung des Bezahlmodells für Dienstleistungen. Demnach sollen nur die Kunden für Dienste wie etwa eine höhere Sicherheit zahlen, die diese auch nutzen. Analysten befürchten, dass dies das margenstarke Geschäft unter Druck setzt, das für rund ein Drittel der Umsätze steht. Der aus Deutschland stammende Firmenchef Thorsten Heins räumte ein, dass die Neuerung die Service-Umsätze 2013 belasten dürfte.
Kundenzahl sinkt leicht
Die Zahl der Stammkunden stand Anfang Dezember bei 79 Millionen, nach 80 Millionen im Vorquartal - was manche Analysten aber nicht beunruhigte. "Uns ermutigt, dass die Kundenzahl nur leicht in diesem sehr öffentlichen Transformationsprozess zurückgegangen ist", sagte zumindest Analyst Brian Colello vom Investmenthaus Morningstar.
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Die reinen Zahlen fielen zugunsten des Unternehmens aus Ontario aus. Vor Sonderposten war der Verlust bei 114 Millionen Dollar bei weitem nicht so hoch wie von Analysten erwartet. Unterm Strich überraschte RIM nach einmaligen Steuereinnahmen mit einem Gewinn von neun Millionen Dollar für das dritte Geschäftsquartal zu Ende 1. Dezember. Zwar waren die schwarzen Zahlen nicht erwartet worden, zum Vorjahr ist der Rückgang jedoch gewaltig. Vor einem Jahr stand noch ein Überschuss von 265 Millionen Dollar in den Büchern. Der Umsatz sank im Rahmen der Prognosen um fünf Prozent auf 2,7 Milliarden Dollar.
Im Quartal lieferte RIM 6,9 Millionen Smartphones aus. Zum Vergleich: Vom iPhone wurde 26,9 Millionen verkauft, bei Samsungs Galaxy-Handys, bei den mit dem Google -Betriebssystem Android laufen, wird von Oktober bis Dezember mit rund 60 Millionen Stück gerechnet.
Entwickler schätzen Blackberry 10 hoch
Entwickler und Mobilfunkanbieter bewerten das BlackBerry 10 bisher sehr gut. Die Aussichten auf zufriedenstellende Absatzzahlen haben in den vergangenen drei Monaten zu einer Verdoppelung des RIM-Aktienkurses geführt. Vor allem in Schwellenländern sind die ursprünglich vor allem von Managern wegen ihrer Email-Funktion genutzten BlackBerrys gefragt.
Im Patentstreit mit Nokia gab sich RIM geschlagen und stimmte einem Vergleich zu. Demnach erhalten die Finnen von RIM Gebühren für ein von Nokia gehaltenes Schutzrecht zur Wlan-Technik. Eine Zahlung soll bereits im vierten Quartal erfolgen, danach werden weitere Abgaben fällig. (rts)