Bochum. Seit der Werksschließung im Jahr 2008 gilt Nokia als Reizwort in Bochum. Nun hat die Stadt neue Diensthandys angeschafft - und kauft diese ausgerechnet vom finnischen Hersteller. Begründet wird dies mit technischen Erfordernissen.
Bestürzung herrschte in der Bochumer Stadtverwaltung, als der finnische Handy-Konzern Nokia 2008 sein Bochumer Werk schloss. Weit über 2000 Beschäftigte, überwiegend Frauen, verloren ihre Arbeit. Wutentbrannt schworen Bochumer Politiker, darunter SPD-Parteichef Thomas Eiskirch, nie wieder ein Nokia-Gerät zu nutzen. Jetzt hat die Stadt Bochum in mehreren Etappen über hundert neue Diensthandys gekauft - allesamt Nokia-Modelle, wie die WAZ Mediengruppe erfuhr.
Auch Axel Schäfer, Bochumer Bundestagsabgeordneter der SPD, hatte sich damals demonstrativ von seinem Nokia-Gerät getrennt, nutzt seitdem einen Blackberry. Als wir ihn am Dienstag in Berlin erreichten, meinte er zum Ankauf der Stadt: „Das ist politisch schwer verständlich, auch wenn es rechtlich in Ordnung ist. Das wird viele ehemalige Werksbeschäftigte stark verärgern.“
Stadt musste günstigstes Angebot nehmen
„Das war ungeschickt und nicht gut für die Außenwahrnehmung“, fand Monika Pieper, Landtagsabgeordnete der Bochumer Piratenpartei. Nokia habe die Stadt Bochum 2008 „ziemlich sitzen lassen“. Es sei eine Frage der Solidarität, „ob man als Bochumer ausgerechnet zu dieser Marke greifen sollte“.
Der Handykauf wurde von der Stadt am Dienstag bestätigt, mit dem Hinweis, man sei an rechtliche Vorgaben gebunden, wie die Beschaffung zu erfolgen habe: Stadtsprecherin Barbara Gottschlich: „Wir kriegen Angebote rein, vergleichen die und sind gezwungen, die preisgünstigsten zu nehmen.“ Sonst verstoße man gegen Vorschriften.
Angeblich Probleme mit anderen Marken
Bei den Diensthandys hätten aber auch technische Erfordernisse eine Rolle gespielt. Mit anderen Geräten habe es zu viele Probleme gegeben.
Etappenweise wurde geordert: Von der Nokia-Werksschließung Mitte 2008 bis Mitte 2011 habe die Stadt „nur in Einzelfällen Nokia-Handys beschafft, ca. 10 Stück pro Jahr, und nur für die Feuerwehr. Grund: feste bestehende Freisprecheinrichtungen in Einsatzfahrzeugen“.
Stadt kaufte auch Handys von Sony Ericsson
Für andere Mitarbeiter kaufte die Stadt Modelle von Sony Ericsson. Doch dann hätte die Anschlusslieferung versagt. Man wolle ein Handy u.a. mit Kamera, GPS und UMTS-fähig, ließ die GKD ausgewählte Anbieter wissen. Vier meldeten sich und boten zwei Nokia-Versionen an. Beim Modell Nokia C5-00 griff die Stadt zu, 43 Stück bekam der der Außen- und Vollzugsdienst des Ordnungsamtes. Im Mai gab es eine Preisanfrage für „20 Handys mit Kamera“. Nur ein Anbieter habe reagiert - mit einem Nokia-Modell.