Düsseldorf. Mit klassischen SMS ist für Mobilfunkunternehmen nicht mehr viel Gewinn zu machen, deshalb setzen viele auf den Nachfolger: Joyn. Doch dieser verzögert sich. Vodafone hat angekündigt, Joyn sei frühestens Anfang August startklar. Ob E-Plus-Kunden Joyn nutzen können, ist noch völlig offen.

Die Einführung des SMS-Nachfolgers Joyn verzögert sich voraussichtlich bis in den August. "Anfang August" würden Mobilfunk-Kunden erstmals entsprechende Software-Updates für ihre Smartphones zur Verfügung gestellt bekommen, erklärte ein Sprecher des Netzbetreibers Vodafone gegenüber der Nachrichtenagentur AFP am Freitag in Düsseldorf. Vodafone will als erster Mobilfunkanbieter in Deutschland den Kommunikationsdienst für Smartphones anbieten. Die Deutsche Telekom will im Oktober folgen. E-Plus wartet zunächst ab.

Für die zweite Augustwoche sei vorgesehen, dass sich Kunden das für die Nutzung von Joyn nötige Miniprogramm für Smartphones mit dem Betriebssystem Android auch beim Internetkonzern Google von dessen Online-Plattform Play herunterladen könnten, erklärte der Vodafone-Sprecher. Bei neuen Handys werde Joyn nach und nach auf immer mehr Geräten bereits vorinstalliert sein. Noch im Mai hatte Vodafone erklärt, Joyn werde bereits im Juni starten.

Joyn soll die SMS des Smartphone-Zeitalters werden

Joyn soll die SMS des Smartphone-Zeitalters werden. Die Mobilfunk-Branche will damit einen neuen Standard schaffen. Für Multimedia-Handys gibt es bereits seit längerem zahlreiche Mini-Programme unterschiedlicher Anbieter wie WhatsApp oder Yuilop, die den kostenlosen Versand von Kurznachrichten und Multimedia-Inhalten wie Fotos oder Videos auf andere Smartphones erlauben. Voraussetzung ist jedoch meist, dass auch der Empfänger die gleiche Software installiert hat. Joyn soll hier für Einheitlichkeit sorgen.

Wie Vodafone erklärte, hat das Unternehmen beschlossen, den Start von Joyn "aufgrund des Stellenwertes" kurz vor die für das Unternehmen wichtige Konsumelektronik-Messe IFA in Berlin zu legen. Die Internationale Funkausstellung findet zwischen dem 31. August und dem 5. September statt.

Joyn-Kosten sollen über Tarif für mobiles Internet abgedeckt sein

Die Kosten für Joyn sollen bei Mobilfunk-Anbietern bereits über Handytarife abgedeckt sein, in denen eine Pauschale für die mobile Internet-Nutzung enthalten ist. Mit Joyn reagiert die Branche auf schwindende Erlöse mit herkömmlichen SMS.

Bei Vodafone solle Joyn zunächst ausschließlich für Mobiltelefone mit dem Google-Betriebssystem Android angeboten werden, erklärte der Vodafone-Sprecher. Für Multimedia-Handys mit anderen Betriebssystemen werde der Dienst später eingeführt. "Zum Zeitpunkt können wir derzeit noch nichts Konkretes sagen", erklärte der Sprecher.

Bei der Deutschen Telekom werde es Joyn zum Start im Oktober für Smartphones mit Android sowie für iPhones von Apple und Telefone mit Windows-Betriebssystem von Microsoft geben, erklärte ein Konzernsprecher. Für Blackberrys und andere Systeme sei der Dienst in Planung.

E-Plus hält sich zurück und beobachtet

E-Plus verfolge "zurzeit keine aktive Planung für eine Einführung" von Joyn, erklärte ein Sprecher. "Vielmehr beobachten wir mit großem Interesse, ob und wie gut dieser Service bei den Mobilfunkkunden ankommen wird." Von Interesse sei für E-Plus dabei, ob Joyn sich gegen Angebote wie WhatsApp durchsetzen könne. Von O2 lag zunächst keine Stellungnahme zur Einführung von Joyn vor.

Für herkömmliche Mobiltelefone, die nicht zur Klasse der Multimedia-Handys gehören, wird es Joyn und ähnliche Dienste auch in Zukunft nicht geben. Für bisher gekaufte Smartphones kann die Software von den Plattformen der Betriebssystem-Entwickler oder Handyhersteller heruntergeladen werden. (afp)