Frankfurt. . Deutsche Vorstandschef schließen zu den Briten auf: Auch im internationalen Vergleich können sich Topmanager der größten deutschen Konzerne nicht mehr über ihre Gehälter beklagen. Im Schnitt verdienen sie 4,3 Millionen Euro – und liegen damit sogar vor den Kollegen aus der Schweiz.

Die Vorstandschefs der größten deutschen Konzerne können sich im Schnitt über ihre Gehälter auch im internationalen Vergleich nicht mehr beklagen. In Europa rangierten sie 2011 mit Gesamtbezügen in Höhe von durchschnittlich 4,3 Millionen Euro hinter ihren Kollegen aus Großbritannien und vor den Top-Managern aus der Schweiz auf Rang zwei. Allein bezogen auf die im Deutschen Aktienindex Dax vertretenen 30 Konzerne lagen die Vorstandschefs mit 5,1 Millionen Euro mit den Briten sogar gleichauf. Im Schnitt kassierten die Top-Manager der 392 größten europäischen Konzerne 3,7 Millionen Euro.

Kritik an zu hohen Boni

Mit rund 19 Millionen Euro war Maurice Lévy vom französischen Werbe-Konzern Publicis Top-Verdiener. VW-Chef Martin Winterkorn rangiert mit seinen in Deutschland heftig kritisierten 16 Millionen nur auf Rang vier hinter Bob Diamond von der britischen Barclays-Bank mit 17,5 Millionen Euro und Martin Sorrell vom britischen Medien- und Werbekonzern WPP mit gut 16 Millionen Euro. Hinter Winterkorn steht Marco Tronchetti vom italienischen Reifenkonzern Pirelli mit 14,5 Millionen Euro an fünfter Stelle.

Dies sind Ergebnisse einer Studie der europäischen Aktionärsvereinigung Expert Corporate Governance Service (ECGS). „Verglichen mit anderen europäischen Ländern ist die Vergütung von Vorstandschefs in Deutschland mehr als wettbewerbsfähig“, sagt Pierre-Henri Leroy von ECGS. Zwar bekämen sie nur 77 Prozent dessen, was in Großbritannien gezahlt werde, aber 252 Prozent mehr als die Chefs in Portugal.

wirtschaft_topmanagergehaelter--300x224.jpg

Allerdings ist die Zusammensetzung der Top-Gehälter in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. Die Spanne der Festvergütung reicht von 18 Prozent in Großbritannien bis zu 64 Prozent in Norwegen. Der Rest wird in der Regel als Bar-Bonus oder in Aktien gewährt. In Deutschland liegt der Fix-Anteil bei 27 Prozent. 49 Prozent der Vergütung oder im Schnitt rund 2,1 Millionen Euro werden als Bar-Bonus ausgezahlt – viel zu viel nach Auffassung von ECGS. Der Bar-Bonus sollte nicht mehr als 150 Prozent des Fix-Gehaltes ausmachen, heißt es dort. Bei fast 90 Prozent der Unternehmen haben die Aktionärsschützer auch deshalb die Vergütungsregeln kritisiert und zum Teil wie etwa bei VW die Nicht-Entlastung des Aufsichtsrates gefordert.

Macht Deckelung der Gehälter Sinn?

Nach Ansicht von Jella Benner-Heinacher, Präsidentin des ECGS und Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), werden die Vergütungssysteme auch in Zukunft heiß diskutiert bleiben, und dabei vor allem die Frage nach der Deckelung der Gehälter. Noch gibt es keine Obergrenzen für Top-Gehälter. Auch die DSW nennt keinen absoluten Betrag für Deutschland. Das müsse Sache der Aufsichtsräte sein, sagt Benner-Heinacher. Allerdings gibt es Großinvestoren in Frankreich, die nach Angaben von Leroy fordern, dass die Top-Gehälter nur maximal das 100-fache des gesetzlichen Mindestlohnes betragen dürfen.

Die Aktionäre selbst können die Vergütungssysteme nur in Dänemark und Finnland mitbestimmen, in Deutschland hat das Votum der Aktionäre über die Vergütung in der Hauptversammlung nur den Charakter einer Empfehlung.