München. Bundestagspräsident Lammert ist bekannt für deutliche Worte. Jetzt holt er verbal aus und beklagt die Schere zwischen Löhnen und Managergehältern. Der CDU-Politiker spricht von Skrupellosigkeit und Verselbstständigung der Einkommensfindung. Lammert-Kritiker sprechen von Populismus.
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat sich über hohe Gehälter deutscher Topmanager empört. In Unternehmen gebe es gigantische Einkommensunterschiede, die nicht mit Leistungs- und Verantwortungsdifferenzen zu rechtfertigen seien, sagte Lammert der "Süddeutschen Zeitung". Er sprach von einer "Verselbstständigung der Gehaltsfindung, die den Verdacht der Selbstbedienung nahe legt". Das Aktiengesellschaften vertretende Deutsche Aktieninstitut (DAI) wies die Kritik als populistisch zurück.
Bei seiner Kritik stellte Lammert die unterschiedliche Entwicklung der Einkommen von Topmanagern und anderer Beschäftigter heraus. Die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft in den vergangenen 15 Jahren sei ganz wesentlich der Lohn- und Gehaltsdisziplin der Beschäftigten zu verdanken, deren Reallöhne sich kaum verändert hätten. "Die einzige auffällige Veränderung hat in den Vorstandsetagen stattgefunden", sagte der CDU-Politiker mit Blick auf die Gehälter.
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Der Parlamentspräsident sprach sich für Grenzen von Managergehältern durch Selbstverpflichtungen der Unternehmen aus. "Aber wenn es solche Verpflichtungen nicht gibt oder sie in der Realität leerlaufen, wächst der Druck zu gesetzlichen Regelungen", fügte er hinzu. Lammert sagte zudem, er sei "gelegentlich fassungslos über die Gedankenlosigkeit oder die Skrupellosigkeit", mit der Gehaltsansprüche geltend gemacht und durchgesetzt würden. Das gelte insbesondere für Klagen von Finanzmaklern wegen verweigerter Bonizahlungen.
Deutsches Aktieninstitut sieht wenig Handlungsbedarf
Demgegenüber betonte das Deutsche Aktieninstitut, dass allein Aktionäre und Aufsichtsräte die Gehälter von Managern festzulegen hätten. "Für die Politik sehe ich hier wenig Handlungsbedarf", sagte DAI-Geschäftsführer Franz-Josef Leven. "Das ist eine populistische Kritik", fügte er mit Blick auf Lammerts Äußerungen hinzu. Die Großunternehmen legten von wenigen Ausnahmen abgesehen die Gehälter ihrer Vorstände offen. Auf den Hauptversammlungen werde oft breit über das Vergütungssystem diskutiert.
Manager-Gehälter
Dagegen verlangte die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) Obergrenzen für Managervergütungen. "Mehr als zehn Millionen Euro im Jahr sollten es nicht sein", sagte DSW-Sprecher Jürgen Kurz. "Zudem sollten Vorstandsgehälter stets eine Grenze nach oben haben, damit in wirtschaftlich guten Jahren die Summe nicht in den Himmel wächst", sagte er mit Blick auf Vergütungsverträge.
Auch der DSW-Sprecher bezeichnete Lammerts Kritik als "etwas pauschal". In Deutschland gebe es mehrere Tausend Vorstände von Aktiengesellschaften. Selbst bei den 30 DAX-Unternehmen seien die Gehaltsunterschiede der Topmanager sehr groß. Die Kritik entzünde sich stets am Gehalt weniger DAX-Vorstandschefs. Kurz wandte sich zudem gegen gesetzliche Grenzen für Managergehälter. (dapd)