Essen. . ThyssenKrupp-Vorstand Jürgen Claassen lässt im Zuge der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit Luxusreisen sein Amt ruhen. Claassen habe den Aufsichtsrat gebeten, ihn bis auf weiteres von seinen Aufgaben zu entbinden, teilte der im Dax geführte Stahlkonzern am Samstagabend mit.

Der zuletzt wegen Luxusreisen auf Konzernkosten unter Druck geratene ThyssenKrupp-Vorstand Jürgen Claasen zieht sich von seinem Posten zurück. Der 54-Jährige bat den Aufsichtsrat des größten deutschen Stahlherstellers, ihn "bis auf weiteres" von seinen Aufgaben zu entbinden, wie das Unternehmen am Samstag mitteilte. "Durch diesen Schritt möchte ich angesichts der derzeitigen öffentlichen Berichterstattung Schaden vom Unternehmen fernhalten, dem ich mich seit über 28 Jahren tief verbunden fühle", erklärte Claasen demnach.

Der Aufsichtsrat wird den Unternehmensangaben zufolge in seiner Sitzung am 10. Dezember mit der Angelegenheit beschäftigen. Claasen war zuletzt wegen luxuriöser Reisen in die USA unter Druck geraten, die er von seinem Arbeitgeber finanzieren ließ, obwohl sie nicht vornehmlich dienstlich waren. Berichten zufolge soll Claasen 2010 unter anderem in Miami die teuerste Suite im Ritz Carlton angemietet und dies dem Konzern in Rechnung gestellt haben, obwohl die Reise vor allem Freizeitcharakter gehabt habe. Weitere Vorwürfe bezogen sich auf teure Auslandsreisen für Journalisten, die Claasen finanziert haben soll.

ThyssenKrupp-Konzern hat interne Ermittlungen eingeleitet

Die Staatsanwaltschaft Essen hatte jüngst ein Ermittlungsverfahren gegen Claassen eingeleitet. "Wir ermitteln seit einer Woche", erklärte Oberstaatsanwalt Wilhelm Kassenböhmer am Freitag der Onlineausgabe der "Financial Times Deutschland". Die Strafverfolger hätten die Ermittlungen aufgenommen, nachdem die Presse über Luxusreisen mit Journalisten berichtet hatte, hieß es in dem Bericht. Das Landeskriminalamt habe einen Anfangsverdacht bejaht.

Der Konzern erklärte am Freitag, er habe die in einer Zeitung erhobenen Vorwürfe zum Anlass für eine interne Untersuchung genommen. "Wir sind heute darüber informiert worden, dass die Staatsanwaltschaft Essen ebenfalls diese Vorwürfe prüft", teilte ThyssenKrupp am Freitagabend mit. Claassen soll Presseberichten zufolge mehrfach Journalisten zu Luxusreisen eingeladen haben, deren geschätzter Wert zum Teil bei 15.000 Euro lag. (dapd/rtr)