Essen.. Die hohe Verschuldung der kommunalen Eigentümer belastet den viertgrößten Energiekonzern Deutschlands. Das ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die vor der Übernahme des Versorgers durch ein Stadtwerke-Konsortium gewarnt haben.
Die Finanzlage des fünftgrößten deutschen Energieversorgers Steag ist nach wie vor angespannt, wird jedoch zusätzlich durch die kommunale Eigentümerschaft belastet. Vor dem Hintergrund der Finanzmarktlage sei es für die Steag eine Herausforderung, sich bei den Banken zu finanzieren, heißt es im Unternehmen. Erschwerend komme hinzu, dass einige Banken Steag und die kommunale Vorschaltgesellschaft KSBG als Einheit betrachten. Die KSBG hatte im Auftrag des Stadtwerke-Konsortiums Rhein Ruhr den Energieversorger von Evonik gekauft.
Diese Betrachtung der Banken hat unangenehme Folgen für den Essener Energieerzeuger: Durch die hohe Verschuldung der KSBG rutscht die Steag in der internen Bewertung der Banken nach unten, mit einem schlechteren Rating werden höhere Zinsen fällig. Im Klartext: Die kommunale Gesellschaft, die für die Übernahme der 51 Prozent an Steag rund 450 Millionen Euro Kredit aufgenommen hat, wird zur Belastung für den Konzern.
Zinsbelastung steigt auf 12,5 Millionen Euro
Nachdem die Steag bereits 2011 zu Gunsten der Ausschüttung der Dividenden in die Reserven gegriffen hatte, vermuten Beobachter nun, dass die Stadtwerke möglicherweise auf eine Sonderausschüttung dringen könnten. Ziel: Schuldenabbau bei der KSBG. Das allerdings wäre Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die vermuten, der kommunale Megadeal überfordere die Stadtwerke und führe zu einer Ausplünderung der Steag. Ein solches Szenario hatte ein Gutachten zweier Ökonomen im Auftrag der früheren Linksfraktion im Landtag gezeichnet. „Die Steag ist unterfinanziert“, sagt Prof. Heinz-J. Bontrup, einer der Autoren der Studie. Die Stadtwerke Bochum, Essen, Oberhausen, Duisburg Dinslaken und Dortmund erwarten jährlich eine Dividende von 75 Millionen Euro. Evonik sind 25 Millionen Euro garantiert.
Nach unwidersprochenen Berichten steigt die jährliche Zinsbelastung bereits 2013 von 8,4 auf 12,5 Millionen Euro. Hintergrund dieses Anstiegs sind nicht eingehaltene Bilanzkennzahlen. Damit hatten die Banken einen Grund, die Zinsen anzuheben. Steag-Aufsichtsratschef Hermann Janning verweist indes auf „eine Neubewertung der energiewirtschaftlichen Lage durch die Banken“. Der Zinsanstieg sei „weit davon entfernt, dramatisch zu sein“. Der Griff in die Rücklagen sei allein auf Verzögerung beim Bau des Kraftwerks Walsum zurückzuführen.
Vertragsverlängerung für Steag-Chef steht an
Wie dem auch sei: Teurere Finanzierung, hohe Wunsch-Dividenden, schlechter laufende Geschäfte, da wie bei allen Kraftwerksbetreibern die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energien zu häufigen Abschaltungen der Anlagen führt. Bei der Gemengelage bleibt die Frage, woher Steag die Mittel für den geplanten Ausbau der erneuerbaren Energien nehmen will. Und: woher die KSBG das Geld nehmen will, um bis 2016 weitere 600 Millionen Euro für den Kauf der restlichen 49 Prozent an Steag zu bezahlen.
Neben dem Bankenthema beschäftigt sich der Steag-Aufsichtsrat bei seiner heutigen Sitzung mit der vorzeitigen Verlängerung des Vertrages von Steag-Chef Joachim Rumstadt. Dessen Vertrag, der im Dezember 2013 ausläuft, wird vorzeitig um fünf Jahre bis 2017 verlängert. Damit dürften Spekulationen beendet sein, der frühere EnBW-Chef Hans-Peter Villis könnte Rumstadt beerben.