Berlin. . Die Einführung der Pfandpflicht für Einwegverpackungen 2003 sollte die Zahl der Flaschen, die nicht wieder verwendet werden, eigentlich reduzieren. Das Gegenteil trat ein: Die Zahl der ökologischen Verpackungen für Getränke ist von 71,1 Prozent im Jahr 2004 auf 50,1 Prozent 2010 abgestürzt.
Als im Jahr 2003 das komplizierte Pfandpflicht-Gesetz in Kraft trat, fuhren die Leute nach Venlo und deckten sich dort mit pfandfreien Dosen und PET-Flaschen ein. Nach der Reform des Gesetzes 2006 wurde die Rückgabe der Verpackungen einfacher. Das eigentliche Ziel, den Müllberg zu verkleinern, verfehlt die Verordnung aber immer mehr. Einweg und Mehrweg halten sich inzwischen die Waage.
Nach aktuellen Zahlen des Bundesumweltministeriums verhalten sich allein die Biertrinker ökologisch: 2010 wurde 88,2 Prozent des Gerstensafts in Mehrwegflaschen verkauft. Beim Mineralwasser indes setzt sich immer mehr der Sechserpack mit 1,5-Liter-Flaschen durch, die nach der Leerung in Automaten geworfen und zerquetscht werden.
Der Weg der Getränkeflaschen
Der Anteil der mehrfach verwendbaren Glas- und Plastikflaschen stürzte von 68,2 Prozent im Jahr 2004 auf 43,3 Prozent 2010 ab. Dazu gezählt werden auch für die Umwelt vorteilhafte Einwegverpackungen wie Kartons, Milchschläuche und Folienstandbodenbeutel (etwa Capri Sonne).
Die Dose verzeichnet Zuwächse
Eine ähnlich dramatische Entwicklung ist auch bei Erfrischungsgetränken und alkoholhaltigen Mischgetränken zu beobachten. Hier sank der Mehrweg-Anteil von 63,0 auf 34,6 bzw. von 25,7 auf 14,3 Prozent. Insbesondere bei den Mixgetränken macht sich die Wiedergeburt der Alu- und Weißblechdose bemerkbar. Mit der Einführung der Pfandregel erlebte die Dose nach 2003 einen Absatzeinbruch von 7,5 Milliarden auf gerade einmal 350 Millionen pro Jahr, wie der Europäische Verband der Getränkedosenhersteller BCME vorrechnet. Erst mit der Einführung des einheitlichen Rücknahmesystems im Handel 2006 kehrte die Dose allmählich wieder in die Regale der Supermärkte zurück. Bis auf etwa bei Lidl und Aldi sind sie wieder verbreitet zu kaufen.
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Verbraucher besser aufklären
„Vor allem junge Leute greifen zur Dose“, sagt BCME-Sprecherin Sylvia Blömker. Es werde eben als „cool“ empfunden, Energydrinks und Mixgetränke aus glitzernden Dosen zu trinken. Aber auch Brauereien füllen Bier immer häufiger in Weißblech ab. Die Folge: 2011 knackte die Dose erstmals seit Jahren wieder die Milliardengrenze. Im ersten Halbjahr 2012 stieg der Absatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erneut um fast 20 Prozent. Auch wenn der Branchenverband BCME die nahezu hundertprozentige Recyclingquote der Dosen betont, zählt sie nach den Kriterien des Bundesumweltministeriums nicht zu den „ökologisch vorteilhaften“ Verpackungen. „Da kommt die PET-Flasche noch besser weg“, sagt Ministeriumssprecher Ingo Strube.
Die immer weiter absinkende Mehrwegquote führt Umweltminister Peter Altmaier (CDU) vor allem darauf zurück, dass die Verbraucher die auf Verpackungen gedruckten Symbole für Einweg und Mehrweg nicht verstehen. Schon einmal ist der Bund mit einem Vorstoß gescheitert, die Beschriftung europaweit zu verbessern. Nun kündigt Altmaier eine neuerliche Initiative an.