Essen. Alle zwei Jahre Ende September wird Paris zur Autohauptstadt Europas. Dieses Jahr steht die sogenannte „Weltausstellung des Automobils“ ganz im Zeichen der Absatzkrise. Der Absatz in Europa soll auf das niedrigste Niveau seit 20 Jahren zurückgehen.
Das CAR-Institut der Universität Duisburg Essen sieht ein schwarzes Autojahr 2013 in Europa voraus. Die Neuzulassungen in Westeuropa sinken demnach 2013 im Zuge der Eurokrise auf 11,6 Millionen Neuwagen, ein erneutes Minus von 2,6 Prozent nach einem Einbruch in 2012 (minus sieben Prozent). Damit würde 2013 sich zum schlechtesten Absatzjahr seit 1993 entwickeln.
Das größte Minus (16 Prozent) kommt aus den Südländern Spanien, Portugal, Griechenland, Italien und Frankreich. Auch Neuvorstellungen wie der Golf VII, der Star auf der Pariser Autoausstellung, hätte keine Wirkung auf den Markt, so der CAR-Leiter Ferdinand Dudenhöffer.
Die Premiumhersteller
Bislang konnten sich die „großen Vier“ aus Deutschland dem Abwärtstrend entziehen, da sie außerhalb von Europa vom Boom in den USA und immer noch hohen Zuwachsraten in China profitieren. Aber auch der Primus BMW setzt immer noch die Hälfte seiner Fahrzeuge auf dem bröckelnden Europa-Markt ab.
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Daimler-Chef Dieter Zetsche musste im Gegensatz zu Audi, Porsche und BMW bereits seine Gewinnerwartung im Pkw-Geschäft für 2012 zurücknehmen. Auf Grund von Vertriebsproblemen verdient Mercedes am wenigsten im China-Geschäft. Zetsche, dessen Vertrag bald bis 2016 verlängert werden soll, kündigte ein Sparprogramm an, angeblich in Höhe von einer Milliarde Euro. Porsche-Chef Matthias Müller warnte vorsorglich vor Rabattschlachten.
Die Massenhersteller
Am schlimmsten betroffen ist Fiat. Die Auslastung der italienischen Standorte erreicht nur noch 50 Prozent, im ruhmreichen Stammwerk in Turin gilt als Arbeitszeit der Drei-Tage-Monat. Wichtige neue Modelle erscheinen erst 2014. Der italienische Ministerpräsident Mario Monti hat dem Unternehmen, einst Synonym für die Industrie Italiens, Exporthilfen versprochen.
Das Rücknahmeversprechen von Opel beim Kauf eines Neuwagen bezeichnet Autoexperte Dudenhöffer als Beleg für die verzweifelte Lage. In Paris zeigt Opel zwei vielversprechende Modelle für bislang nicht besetzte Nischen. Mit dem Lifestyle-Kleinwagen Adam und dem Kompakt-SUV Mokka könnte sich der geschrumpfte Marktanteil wieder etwas erhöhen.
Dem Vernehmen nach wird es in Paris keine Bekanntmachung über Fortschritte bei den vor einem halben Jahr begonnenen Kooperationsverhandlungen zwischen General Motors und der PSA-Gruppe aus Peugeot und Citroën geben. „Die Verhandlungen treten auf der Stelle“, sagte ein Insider dieser Zeitung. Hintergrund dürfte sein, dass weitere Werkschließungen bei PSA als Folge einer Kooperation mit GM/Opel zurzeit auf politischen Widerstand in Frankreich treffen.
Renault steht besser da als sein PSA-Konkurrent. Renault ist im Gegensatz zu Peugeot international besser aufgestellt. Der neue Partner von Daimler baut etwa für Mercedes eine Version des Kangoo und kann mit Dacia die einzige echte Billigmarke anbieten.
Ford Europa steht kaum besser da als Opel. Dabei hat man viele Maßnahmen, so die Konzentration auf wenige Werke, längst durchgeführt, die General Motors bei seiner europäischen Tochter erst noch durchführen möchte. Der Jahresverlust von Ford In Europa dürfte sich auf weit über eine Milliarde Dollar summieren. In Paris stellt Ford die nächste Generation des Flaggschiffs Mondeo aus.
Volkswagen hatte Anfang September gegenüber Zulieferern bereits von Produktionskürzungen im Herbst bis zu zehn Prozent gesprochen. Insgesamt hat VW aber alle Voraussetzungen, um aus der laufenden Autokrise gestärkt hervor zu fahren. Dudenhöffer: „Die VW-Gruppe wächst in eine marktbeherrschende Stellung hinein.“