Berlin. . Ein neuer Regierungsbericht belegt die weitere Konzentration des Wohlstandes in Deutschland: Auch in Krisenzeiten haben die vermögensstärksten Haushalte weiter zulegen können - unter anderem, weil der Staat ihre Risiken auffing. Den Superreichen gehören nun 53% aller Geldanlagen und Immobilien.

Der private Reichtum in Deutschland wird immer größer, das Vermögen des Staates hingegen kleiner - unter anderem deshalb, weil vor allem die großen Vermögen mit staatlicher Hilfe vor den Folgen der Finanzkrise geschützt werden. Das geht aus dem Entwurf für den vierten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung hervor, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Die Analyse, die alle vier Jahre herauskommt, habe das Bundesarbeitsministerium vorgelegt. Am Montag sei sie zur Abstimmung an andere Ressorts in der Regierung gegangen.

Risiken wurden sozialisiert

Der Wohlstand in Deutschland hat laut dem Bericht zuletzt kräftig zugenommen. Maßgeblich ist dabei das Nettovermögen, zu dem etwa Immobilien, Geldanlagen, Bauland oder Ansprüche aus Betriebsrenten gehören. Das Arbeitsministerium schreibt dazu: "Während das Nettovermögen des deutschen Staates zwischen Anfang 1992 und Anfang 2012 um über 800 Milliarden Euro zurückging, hat sich das Nettovermögen der privaten Haushalte von knapp 4,6 auf rund zehn Billionen Euro mehr als verdoppelt."

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Das Abschmelzen der Vermögenswerte der öffentlichen Haushalte sei bereits seit zwei Jahrzehnten zu beobachten. Im Zuge der Rettungsmaßnahmen anlässlich der Finanz- und Wirtschaftskrise sei "eine Verschiebung privater Forderungen und Verbindlichkeiten in staatliche Bilanzen feststellbar". Wenn man es überspitzt formuliert, wurden die Krisen-Risiken der großen Vermögen sozialisiert. Und wenn man den Bericht in dieser Weise interpretiert, erübrigt sich die Frage, ob eine Reichensteuer sinnvoll wäre oder nicht.

Zunehmende ungleiche Verteilung

Die Aussage wird durch einen Blick auf die jüngere Entwicklung belegt: Das private Nettovermögen erhöhte sich den Angaben zufolge allein in der "Krisenperiode" zwischen 2007 und 2012 um 1,4 Billionen Euro - profitiert hat allerdings nur eine kleine Bevölkerunggruppe. So vereinten "die vermögensstärksten zehn Prozent der Haushalte über die Hälfte des gesamten Nettovermögens auf sich".

Der Anteil dieses obersten Zehntels sei dabei "im Zeitverlauf immer weiter gestiegen", heißt es im Bericht. 1998 belief er sich laut den amtlichen Zahlen auf 45 Prozent, 2008 war in den Händen dieser Gruppe der reichsten Haushalte bereits mehr als 53 Prozent des Nettogesamtvermögens. Die untere Hälfte der Haushalte verfüge über nur gut ein Prozent des gesamten Nettovermögens, heißt es in dem Bericht weiter.

Ähnliche Entwicklung bei den Einkommen

Ähnliche Tendenzen zeichnen sich auch bei der Einkommmensentwicklung ab. Im "oberen Bereich" sei sie "positiv steigend" gewesen. Die unteren 40 Prozent der Vollzeitbeschäftigten hätten jedoch nach Abzug der Inflation Verluste hinnehmen müssen. "Eine solche Einkommensentwicklung verletzt das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung", heißt es dazu.

Der Bericht verteidigt dennoch den Anstieg der sogenannten atypischen Beschäftigung. Teilzeit- und Minijobs, Leiharbeit oder befristete Stellen seien nicht zu Lasten der Normalarbeitsverhältnisse gegangen. Das Bundesarbeitsministerium fügt aber kritisch hinzu: "Stundenlöhne, die bei Vollzeit zur Sicherung des Lebensunterhalts eines Alleinstehenden nicht ausreichen, verschärfen Armutsrisiken und schwächen den sozialen Zusammenhalt." (reuters)