New York. Neuer Schlag für den einstigen Börsenstar Facebook: Am Donnerstag durften erstmals viele Mitarbeiter und Frühinvestoren ihre Anteile verkaufen und die Aktie rauschte prompt um sieben Prozent in die Tiefe. Seit dem Börsengang, als die Aktie für 38 Dollar in den Handel kam, hat sie fast die Hälfte ihres Werts verloren.
Die Furcht der Anleger vor einem massiven Angebotsüberhang hat den Aktienkurs des sozialen Netzwerks Facebook am Donnerstag auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang im Mai gedrückt.
Grund dafür war, dass nach dem Ende einer Haltefrist Früh-Investoren und ein halbes Dutzend Direktoren nun ihre Anteilsscheine verkaufen dürfen. Damit könnten insgesamt rund 271 Millionen Facebook-Aktien in den Handel kommen. Ob die Eigner ihre Papiere tatsächlich auf den Markt werfen, war jedoch zunächst unklar. Der Rückgang des Aktienkurses war daher eher ein Spiegelbild der Erwartungen der Investoren.
Der Aktienkurs fiel am Donnerstagmorgen auf 19,69 Dollar, bevor er sich wieder etwas erholte und am Mittag bei 19,90 Dollar notierte. Das war ein Minus von über sechs Prozent im Vergleich zum Schlusskurs vom Mittwoch.
Fehlt Facebook klare Strategie?
Seit dem Börsengang, als die Aktie für 38 Dollar in den Handel kam, hat sie fast die Hälfte ihres Werts verloren. Facebook hat nach eigenen Angaben 955 Millionen aktive Nutzer und ist das größte soziale Netzwerk der Welt. Kritiker bemängeln, dass das Unternehmen noch kein überzeugendes Geschäftsmodell vorgelegt hat.
Facebook ist zum überwiegenden Teil von Werbeeinnahmen abhängig. Als Problem gilt dabei, dass immer mehr Nutzer über mobile Geräte wie Smartphones oder Tablet-Computer auf das soziale Netzwerk zugreifen, Facebook aber eine klare Strategie für das Anzeigengeschäft in diesem Bereich fehlt.
Weitere Haltefristen für Facebook-Aktien enden Mitte Oktober, November und Dezember. Damit könnte der Markt in den kommenden Monaten mit bis zu 1,91 Milliarden zusätzlichen Aktien geflutet werden.
Haltefrist für Zuckerbergs Aktien läuft im November aus
Haltefristen, die Veräußerungen von Aktien bereits kurz nach dem Börsengang verhindern sollen, laufen in der Regel nach 90 Tagen erstmals aus. Die Haltefrist für die Papiere von Facebook-Gründer und -Vorstandschef Mark Zuckerberg endet Mitte November.
Unter den Anlegern, die nun ihre Papiere auf den Markt werfen dürfen, sind die Beteiligungsgesellschaft Accel Partners und die Bank Goldman Sachs, der Softwarekonzern Microsoft und mehrere leitende Facebook-Manager.
Facebook-Spiele
Nach Einschätzung des Analysten Michael Pachter vom Finanzdienstleister Wedbush ist es allerdings unwahrscheinlich, dass führende Angestellte des sozialen Netzwerks ihre Aktien sofort nach Fristende verkaufen. Würden beispielsweise Geschäftsführerin Sheryl Sandberg oder Finanzchef David Ebersman ihre Papiere anbieten, würde das schlecht für das Unternehmen aussehen.
"Die einzigen, die verkaufen werden, sind Leute, die Geld brauchen", sagte Pachter am Mittwoch. "Ich wäre sehr besorgt, wenn Sheryl Sandberg oder Ebersman verkaufen würden, aber so dumm sind sie nicht."
Anleger machen um Facebook großen Bogen
Anleger machen inzwischen um die einstigen Börsen-Stars der Internetbranche wie Facebook, Groupon und Zynga einen großen Bogen. Zwar wurden die Emissionen mit großer Euphorie eingeleitet, doch schnell flachte die Begeisterung ab. Bei Groupon und Zynga hat die Vergangenheit gezeigt, dass Mitarbeiter und frühe Geldgeber gern davon Gebrauch machen, ihre Aktien nach der vereinbarten Halteperiode zu Geld zu machen. Die Groupon-Aktie etwa brach an dem Tag, als die erste Frist auslief, um neun Prozent ein. Bei Zynga waren es acht Prozent. (dapd/rtr/afp)