Hamburg. Das Verhältnis zwischen den VW-Besitzerfamilien Porsche und Piech scheint zerrüttet. Peter Daniell Porsche, Ur-Enkel des Käfer-Konstrukteurs Ferdinand Porsche, erklärt dies mit den verschiedenen Charakteren der Familien. Ein Streitpunkt: Porsche wirft Ferdinand Piech vor, nur persönliche Gefühle befriedigen zu wollen.

VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech gerät in der eigenen Familie wegen der vielen Übernahmen der vergangenen Jahre unter Druck. "Wenn ich etwas negativ sehe, dann ist es die Lust nach der Macht des Ferdinand Piëch", sagte Porsche-Urenkel und Firmenerbe Peter Daniell Porsche dem Magazin "Stern".

Piech, der für VW Marken wie Bentley, MAN oder Lamborghini kaufte, mache diese Geschäfte nicht nur, "um günstigere und bessere Fahrzeuge produzieren zu können", sondern "beinahe nur, um das persönliche Gefühl zu befriedigen, jetzt habe ich das auch noch geschafft".

Mächtigste Auto-Eigentümerfamilie Europas

Das Verhältnis zwischen den VW-Besitzerfamilien Porsche und Piech ist nach Auffassung von Peter Daniell Porsche zerrüttet: "Das sind zwei Welten - eben wie Feuer und Wasser", sagte der 38-Jährige. Der Streit zwischen den Familienstämmen liege an "den grundverschiedenen Charakteren", sagte der Urenkel des legendären Käfer-Konstrukteurs Ferdinand Porsche, der als Lehrer und Mäzen tätig ist.

Während die Porsches "eigentlich mit dem zufrieden sind, was ist", verfahre der Sprecher des Piech-Flügels und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech nach der Methode: "Ich will jetzt das Drei-Liter-Auto, und wenn ihr das nicht schafft, seid ihr gefeuert." Das habe es bei Porsche nie gegeben.

Den Milliardärsfamilien Porsche und Piech gehören 90 Prozent der Porsche Holding SE, die wiederum den Volkswagen-Konzern über die Mehrheit der Stammaktien kontrolliert. Familiengründer war der Konstrukteur Ferdinand Porsche. Seine Tochter Louise heiratete Anton Piech, seitdem gibt es zwei Stämme bei der mächtigsten Auto-Eigentümerfamilie Europa

Auslöser - Der "Ernst-Fall" aus den 80er Jahren 

Einer der Gründe für den Streit der beiden Clans ist offenbar der "Ernst-Fall" aus den 80er Jahren: Ernst Piech, der ältere Bruder von Ferdinand Piech, verkaufte gegen die Familientradition seinen Anteil. Dieser landete bei Mitgliedern beider Familien, aber seitdem hat der Porsche-Stamm um den mächtigen Wolfgang Porsche einen etwas höheren Anteil.

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Peter Daniell Porsche ist der Sohn von Hans-Peter Porsche. Er selbst finanziert mit seinen Anteilen an der Dividende eine Schule für benachteiligte Kinder, an der er auch arbeitet. Für sich und seine Familie "nehme ich davon 100.000 bis 200.000". Der "Stern" schätzt sein Vermögen auf 1,5 Milliarden Euro. Porsche selbst äußerte sich nicht dazu.

Jetzt will er die seit dem "Ernst-Fall" sehr strengen Regeln der Familie zum Umgang mit dem Vermögen offenbar aufbrechen: Der in Salzburg lebende Peter Daniell Porsche sagte, er wolle den jungen Mitgliedern beider Familien die Möglichkeit zum Verkauf von Firmenanteilen schaffen.

Strenge Verträge in der Familie

"Nicht alle müssen dabeibleiben", sagte er. Der Eigentümerkreis solle "keine Zwangsverbindung mehr sein, sondern eine Wunschverbindung", erklärte Porsche. Bisher verhindern nach Berichten strenge Verträge in der Familie einen freien Handel mit den Anteilen.

Peter Daniell Porsche schloss einen Käufer für sein Aktienpaket aber rundheraus aus: "Aus der Porsche-Familie würde wahrscheinlich keiner meinen Anteil übernehmen können. Die Piech-Seite hätte vielleicht Interesse daran. Aber das tue ich meiner Familie nicht an." (dapd)