Essen. . Der mächtige Macher Ferdinand Piëch schuf aus dem Erbe seines Großvaters Professor Porsche das Auto-Imperium von VW. Am 17. April wird der schillernde VW-Patriarch 75 Jahre alt. Skandale wie die Sex-Bestechung des Betriebsrates durch Peter Hartz perlten stets an dem Mann ab.
Gestern „Dick und Doof“, heute Ferdinand Piëch – dass das ehrwürdige WDR-„Zeitzeichen“ dem Geburtstag eines Autobosses bereits zu dessen Lebzeiten eine Sendung widmet, kann als letzter Beweis für die Anerkennung seiner Sonderrolle gelten. Der 75-jährige VW-Patriarch hat sich längst vom technikversessenen Porsche-Enkel zum vielleicht letzten deutschen Industrie-Tycoon verwandelt, der ein Imperium beherrscht.
Die Anerkennung für sein bisheriges Lebenswerk kommt spät, und das hat viel mit der – besonders in früheren Jahren – wenig warmen Ausstrahlung des am 17. April in Wien geborenen Österreichers zu tun. Piëch, der Unnahbare mit den kalten blauen Augen, schwieg zumeist und konnte die gefühlte Temperatur dadurch senken, wenn er einen Raum nur betrat.
Nur ein verlorener Machtkampf
Mit wenigen, stets leise gesprochenen Sätzen sezierte er, oft öffentlich bei Presseveranstaltungen und am lebenden Objekt. Legendär, wie er einen seiner Nachfolger auf dem Chefsessel bei Audi waidwund flüsterte. Oder seinem (neben ihm stehenden) Nachfolger bei VW mit einer unterlassenen Loyalitätserklärung die Schweißperlen auf die Stirn trieb.
Zuletzt leitete er 2009 mit kurzen Worten aus dem heiteren Abendhimmel auf Sardinien die Götterdämmerung von Porsche-Lenker Wendelin Wiedeking ein, der mit Piëch Krieg um die Macht bei VW führte. „Mein härtester Kampf“, sagte der siegreiche Milliardär, der immer seine Züge im Voraus plant.
Einen Machtkampf hatte Piëch nur einmal verloren. 1972 musste er, der technikgläubige und im Rennsport erfolgreiche, aber auch Geld verbrennende Entwicklungsleiter bei Porsche aus dem Management des Sportwagenbauers ausscheiden, so wie alle Mitglieder der streitenden Stämme Piëch und Porsche. Diese Schmach änderte sein Leben.
VW soll bis 2018 Weltspitze sein
Piëch heuerte als Technikchef bei Audi an und machte aus der Hosenträgerfahrer-Marke dank Allrad und Rallye-Siegen eine Premiummarke – eine der größten Erfolgsgeschichten im Autobau. Über den Chefsessel in Ingolstadt erklomm der Macher 1993 die Lenkerposition bei VW.
Volkswagen stand nach jahrelangem Missmanagement am Abgrund, Piëch riss das Ruder herum. Mit Hilfe des abgeworbenen Sanierers Lopez, der Vier-Tage-Woche und höchster Ansprüche, die zum Spottnamen „Fugen-Ferdi“ führten. Um die Technik kümmerte er sich selbst, nebenbei skizzierte er beim Essen mal einen 18-Zylinder-Monstermotors auf der Serviette.
Der Piëch-Plan dahinter: Vom Ein-Liter-Auto über Motorräder – Lieblingsmarke Ducati, gerade frisch gekauft – bis zu Luxus- und Sportwagen und 40-Tonnern soll VW alles anbieten und bis 2018 die Weltspitze unter den Autobauern erobern. Skandale auf dem Weg wie die Sex-Bestechung des Betriebsrates durch Peter Hartz perlten dabei stets an dem Mann ab, der, angeblich Legastheniker, selten etwas Schriftliches hinterlässt.