Bochum. . Plötzlich stand ein gewisser James Cain im Mittelpunkt des Interesses. Der Sprecher des mächtigen GM-Konzerns kündigte Verhandlungen über Werksschließung bei Opel an, korrigierte sich aber später. Doch hinter den Kulissen laufen schon Gespräche zur Zukunft der Werke.
Vielleicht war James Cain einfach nur zu schnell, zu vorlaut, womöglich gar zu ehrlich. Jedenfalls musste sich der Sprecher des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM) in aller Öffentlichkeit korrigieren. In New York hatte Cain in einem Gespräch mit der französischen Nachrichtenagentur AFP eine Schlagzeile produziert, die schnell um die Welt ging und insbesondere am Opel-Standort Bochum für Unruhe sorgte.
Cain hatte darüber gesprochen, dass bei Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall dauerhaft Produktionskapazitäten abgebaut werden sollten. Und auf die Frage, ob dies die Schließung eines oder mehrerer Werke bedeute, antwortet er: „Ja, darüber wird derzeit verhandelt.“ Zuvor hatte GM-Chef Dan Akerson erklärt, dass er bis zum Herbst eine „umfassende Einigung“ mit der IG Metall über die Zukunft von Opel erwarte.
Eine Schlagzeile, die Opel-Mitarbeiter und -Kunden verwirrte
Die Nachricht war schnell formuliert: GM verhandelt mit den Gewerkschaften über Werksschließungen. Wieder einmal stand eine Schlagzeile im Raum, die das Zeug hat, Mitarbeiter und Kunden zu verunsichern. Auch der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel zeigte sich alarmiert. Die IG Metall sei „nicht bereit, solche Verhandlungen zu führen“, stellte er klar. Es gebe derzeit auch keine entsprechenden Gespräche.
Und siehe da: James Cain machte einen Rückzieher. Er habe einen „Fehler“ gemacht, als er Verhandlungen über die Schließung einer oder mehrerer Standorte von Opel bestätigt habe, erklärte der GM-Sprecher. Er habe deutlich machen wollen, sagte Cain, dass es mit der IG Metall Gespräche über die „Frage der Kapazität“ an den Opel-Standorten gebe. Und: „Diese Diskussionen beinhalten die Zukunft des Werkes in Bochum.“
„Wir arbeiten an einem Plan, der ohne Werksschließungen auskommt“
Von Entwarnung für Bochum kann also keine Rede sein. Im Jahr 2016 soll die Produktion des Familienwagens Zafira dort auslaufen. Nach den bisherigen Plänen des Konzerns ist vorgesehen, dass Opel künftig keine neuen Modelle mehr zur Fertigung in das Bochumer Werk vergibt.
Mit seinem Europageschäft schreibt GM seit Jahren rote Zahlen. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres verlor der US-Konzern mit Opel und der Schwestermarke Vauxhall 361 Millionen Dollar. Die Verluste summierten sich bis Ende Juni auf fast 620 Millionen Dollar – umgerechnet 502 Millionen Euro.
„Wir arbeiten an einem Plan, der ohne Werksschließungen auskommt“, sagte Oliver Burkhard, der Chef der IG Metall in NRW. Ein Aus für das Bochumer Werk sei keineswegs beschlossene Sache. Auch Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug betonte: „Weder der Europäische Betriebsrat noch Opel/Vauxhall noch der Gesamtbetriebsrat oder die IG Metall in Deutschland verhandeln mit GM oder dem Management von Opel über Werksschließungen.“
Arbeitszeitverkürzung im Gespräch
Gespräche zwischen Arbeitnehmern und Konzernspitze gibt es allerdings. Nach Angaben eines Opel-Sprechers geht es dabei um „die Auslastung der Standorte Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern sowie die Zukunft des Werkes Bochum“. Für das Werk Bochum sind mittelfristig auch Kurzarbeit und Arbeitszeitverkürzung im Gespräch, um eine geringe Auslastung des Werks auszugleichen.
Rainer Einenkel macht weiter Druck. Er argumentiert: „Eine Schließung von Opel-Bochum hätte nachweisbar einen nicht reparablen Imageschaden und weitere Marktverluste für die Marke Opel zur Folge.“