New York/Bochum. GM-Sprecher James Cain sorgte am Donnerstag für Aufregung, als er verkündete, dass mit den Gewerkschaften über Werksschließungen bei Opel verhandelt werde. Der Opel-Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel widersprach heftig - und heute relativierte GM die Ankündigungen.
Angesichts starker Verluste im Europa-Geschäft erwartet der US-Autokonzern General Motors (GM) bis zum Herbst eine Einigung mit den Gewerkschaften der deutschen Tochter Opel über die Produktionskapazitäten für die Zukunft. GM-Chef Dan Akerson sagte am Donnerstag, dass er bis zum Herbst eine "umfassende Einigung" mit der IG Metall erwarte. Aussagen zu Gesprächen über Werksschließungen in Europa zog Unternehmenssprecher James Cain zurück.
Die Europa-Sparte ist das Sorgenkind von General Motors, seit Jahren schreibt Opel kontinuierlich rote Zahlen. Für das Frühjahrsquartal 2012 gab GM am Donnerstag einen Verlust von 400 Millionen Dollar (324 Millionen Euro) im Europageschäft an. Damit schmälerten die Zahlen aus Europa erneut den Konzerngewinn, der im zweiten Quartal 2012 insgesamt 1,5 Milliarden Dollar betrug - ein Rückgang um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Einenkel widerspricht Aussagen über Schließungsverhandlungen
Cain erklärte, er habe einen "Fehler" gemacht, als er Verhandlungen über die Schließung einer oder mehrerer Standorte der defizitären Europa-Sparte von GM bestätigt habe. Der US-Konzern werde bestehende Verträge einhalten. Zuvor hatte Cain gesagt, dass bei Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall dauerhaft Produktionskapazitäten abgebaut werden sollten. Auf die Frage, ob dies die Schließung eines oder mehrerer Werke bedeute, hatte er geantwortet: "Ja, darüber wird derzeit verhandelt."
"Das ist Unsinn" widersprach der Chef des Betriebsrats im Bochumer Opel-Werk, Rainer Einenkel umgehend und erklärte, die IG Metall sei "nicht bereit, solche Verhandlungen zu führen". Es gebe derzeit keine entsprechenden Gespräche. Der GM-Sprecher stellte anschließend klar, er habe deutlich machen wollen, dass es mit der IG Metall Gespräche über die "Frage der Kapazität" an den Opel-Standorten gebe. "Diese Diskussionen beinhalten die Zukunft des Werkes in Bochum."
2016 läuft die Produktion des Zafira aus
Das Schicksal des Standorts Bochum ist ungewiss, 2016 soll die Produktion der bisherigen Generation des Familienwagens Zafira dort auslaufen. Nach Unternehmensangaben ist vorgesehen, dass Opel künftig keine neuen Modelle mehr zur Fertigung in das Werk im Ruhrgebiet vergibt.
General Motors reagiert auch mit personellen Veränderungen auf die Krise in Europa. Mitte Juli war der bisherige Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke überraschend von seinem Amt als Vorstandsvorsitzender zurückgetreten. Ihm folgte Thomas Sedran als Übergangschef. Kurz darauf wurden bei Opel auch die Vorstände für Finanzen und Entwicklung ausgetauscht. (afp/we)