Gelsenkirchen. . Tagestouren, Linienfahrten und Hochzeiten an Bord – die Einnahmequellen der Betreiber von Fahrgastschiffen sind vielfältig. Doch der Umsatz hängt auch immer vom Wetter ab - vor allem bei Tagesausflügen und Linienfahrten.
Die Sonne wärmt das Gesicht, der Wind weht durchs Haar – Augen zu, zurücklehnen und das Plätschern des Wassers genießen. Es ist zwar kein Urlaub am Meer, doch entspannend ist eine Fahrt über den Rhein-Herne-Kanal allemal. Nebenbei zeigt sich das Ruhrgebiet von seiner grünen Seite, zum Beispiel bei einem Tagestrip von Gelsenkirchen nach Henrichenburg mit dem privat geführten Ausflugsschiff Santa Monika I.
Schon seit den 60er-Jahren sind die Santa Monika I (SM I) und die Santa Monika II (SM II) als Fahrgastschiffe unterwegs. Mittlerweile hält mit Annette Janssen die zweite Generation das geschäftliche Steuer in der Hand. Ihr Erfolgsrezept: die persönliche Atmosphäre.
Überwiegend private Betreiber
Damit gehören die Santa-Monika-Fahrgastschiffe zu den rund 300 Unternehmen in Deutschland, die ihr Geld mit der Personenschifffahrt verdienen. Wie bei dem Familienbetrieb der 56-jährigen Annette Janssen stehen überwiegend private Betreiber dahinter. Eine mal mehr, mal weniger lukrative Branche, die nach Angaben des Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) 247 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2009 und 268 Millionen Euro im Jahr 2010 erzielte. Manfred Kamphaus, Statistiker des BDB, weiß: „Ein guter Sommer lässt die Einnahmen in die Höhe schnellen, aber ein mieser Sommer lässt den Umsatz einbrechen.“
Einnahmeausfälle kompensieren
Vor allem Tagesausflüge und Linienfahrten sind sehr wetterabhängig. Daher seien die Charterfahrten die Haupteinnahmequelle, so Annette Janssen. Dabei mieten Privatpersonen ein Schiff, um Geburtstage oder Hochzeiten zu feiern. „Da wir viele Charterfahrten haben, sind wir nicht so vom Wetter betroffen und können auch mal einen schlechten Sommer verkraften.“
Ähnlich versuchen andere Schifffahrtsbetriebe, Einnahmeausfälle ihrer Linienfahrten aufzufangen. Das Familienunternehmen um das Ausflugsschiff „Friedrich-der-Große“ kompensiert etwaige Verluste durch den Betrieb ihres Güterschiffs, Charterfahrten und einen Biergarten. Die Weiße Flotte der Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft bietet Miet- sowie Sonderfahrten an und die Aktiengesellschaft Köln Düsseldorf Deutsche Rheinschiffart (KD) setzt neben der Schiffsvermietung auf Veranstaltungen wie Dinnershows.
Bei Tagesfahrten mit den Santa-Monika-Schiffen füllt vor allem der Verkauf von Speisen und Getränken die Kasse. Während die Fahrtkosten nur 40 Prozent der Einnahmen ausmachen, entfallen 60 Prozent auf den Verzehr von etwa Bockwürsten, Bier oder Wein. So stoßen auch auf dem Weg nach Henrichenburg einige Senioren schon beim Ablegen um 10.30 Uhr mit einem Pils auf den Tag an. Es wird viel gelacht, erzählt und ab und zu ein neues Bier bestellt.
Fahrgastschiffe: Leinen los
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Treibstoffkosten sind beachtlich
Doch während die Einnahmen bei Tagesausflügen schwanken, stehen die Ausgaben fest. Den größten Posten bilden die Löhne für die bis zu 15 Festangestellten und die Waren, die für die Verpflegung besorgt werden. Auch die Treibstoffkosten sind beachtlich: Bei halber Schiffsauslastung verschlingen sie rund 40 Prozent der eingenommenen Fahrtkosten. Das sind bei der kleinen Santa Monika um die 450 Euro. Eine Mindestteilnehmerzahl von 30 Personen sorgt dafür, dass sich bei Preisen von fünf bis 22 Euro ein Ausflug für den Betrieb lohnt. Gleiches gilt für die Weiße Flotte, das Ausflugsschiff „Friedrich-der-Große“ und die KD-Schiffe: Sie legen nur mit 50, 40 oder 20 Personen ab.
Rund 20.000 Fahrgäste pro Jahr benötigt die Santa Monika, damit sich das Geschäft lohnt. Stammgäste wie das Ehepaar Pieper sind deshalb gern gesehen. Für Karl-Heinz Pieper ist die Schiffsreise durch das Revier vor allem aus einem Grund besonders: „Hierbei sieht man das Ruhrgebiet von einer ganz anderen Seite.“
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