Essen. . Mit einem aufsehenerregenden Interview heizt Erich Kellerhals, Gründer der Elektronikmarktkette Mediamarkt, den Machtkampf mit Metro bei Media-Saturn weiter an. Der Minderheitsgesellschafter fordert den Handelskonzern gar auf, seinen 75-Prozent-Anteil zu verkaufen.

Der Kampf unter den Eigentümern der Media- und Saturn-Märkte wird immer schärfer. Erich Kellerhals, Gründer der Elektronikkette, fordert in einem Interview die Mehrheitsgesellschafterin Metro offen auf, ihre Anteile zu verkaufen. „Es gibt Interessenten, die bei mir anklopfen“, sagte Kellerhals der „Süddeutschen Zeitung“. „Wenn der Streit nicht beigelegt werden kann, müssen wir vielleicht über neue Gesellschafter nachdenken.“

Die Auseinandersetzung dauert seit nunmehr über einem Jahr an. Im Frühjahr 2011 legte Metro, Deutschlands größter Handelskonzern, dem 75 Prozent an Media-Saturn gehören, überraschend einen Vorschlag zur Änderung der Geschäftsordnung auf den Tisch. Mit der Einsetzung eines Beirats wollten die Düsseldorfer das Vetorecht von Erich Kellerhals und seinem Alteigentümer-Kollegen Leopold Stiefel aushebeln. Im Herbst kassierte ein Gericht aber die Umstrukturierung. Seither streiten sie sich nicht nur mit Worten, sondern auch vor Gericht. Heute tagt ein Schiedsgericht, um die Widersacher zu befrieden. Die Aussichten gelten aber als gering.

Späte Online-Strategie

Der damalige Metro-Chef Eckhard Cordes stand Anfang 2011 unter starkem Druck. Er grantelte darüber, dass die Media- und Saturnmärkte keine vernünftige Online-Strategie hätten und dass die Expansion ins Ausland lahme. Cordes musste für die Elektromärkte erstmals für ein Quartal rote Zahlen veröffentlichen, die bis dato Ertragsperlen in dem Handelskonzern waren, der mit Kaufhof und Real wirtschaftlich nicht gerade auf Rosen gebettet ist. Die Schuld für die Talfahrt von Media-Saturn schob der impulsive Cordes den Alteigentümern in die Schuhe, die notwendige Entwicklungen mit ihrem Veto blockierten.

Seither ist viel passiert: Cordes räumte seinen Sessel als Metro-Chef. Für die China-Expansion gibt es eine eigene Landesgesellschaft und Media-Saturn verkaufen endlich auch Fernseher und Waschmaschinen über das Internet. Der Streit der Gesellschafter aber blieb – auch unter dem neuen Metro-Boss Olaf Koch. „In der Sache ist er genauso kompromisslos“, wettert Kellerhals und unkt vielsagend: „Ich habe jetzt schon sieben Metro-Vorstände erlebt.“

Der verschwiegene Milliardär

Der sonst so verschwiegene Milliardär lässt in dem Interview keinen Zweifel daran, dass er auch den gerade erst zum Jahresbeginn inthronisierten Metro-Vorstandsvorsitzenden Koch aussitzen werde. Kellerhals wählt derbe Worte, spricht von einem „Angriff der Metro“ auf ihn und einem „Enteignungsversuch“. Und der 72-Jährige blickt weit zurück ins Jahr 1996, als Media-Saturn unter das Dach des Riesen Metro kamen: „Die Metro hat die Mehrheit des Kapitals, hat aber nie für die Mehrheit der Stimmrechte bezahlt.“

Dabei sind die Elektrofachmärkte seither zu einem Imperium herangewachsen: In den knapp 900 Filialen in 15 Ländern gibt es fast 59 000 Stellen auf Vollzeitbasis. 2011 machte die Kette einen Umsatz von 20,6 Milliarden Euro und verdiente vor Zinsen und Steuern 542 Millionen Euro.

„Harakiri“ in China

Kellerhals macht inzwischen auch auf einer eigenen Homepage seinem Ärger darüber Luft, dass er von Metro-Verantwortlichen immer wieder als „Bremser“ dargestellt werde. „Es ist einfach falsch“, sagt er im Interview. Schon im Jahr 2000 hätte Media-Saturn einen Online-Shop aufgebaut, ihn 2005 aber wieder eingestellt. Die Expansionspläne von Ex-Metro-Chef Cordes in China seien „Harakiri“ gewesen. Ebenso wie der wieder eingestellte Ausflug nach Frankreich. „Das hat uns alle viel Geld gekostet.“

Kellerhals glaubt nicht an einen baldigen Frieden mit der Metro, deren Vorständen er vorwirft, „mitunter wilde Ideen“ zu haben, allein um Erfolge für die Verlängerung ihrer Verträge vorweisen zu können. Der Unternehmer: „Manchmal glaube ich, die wollen mich einfach nur ärgern.“

Zur Person

Erich Kellerhals kam 1939 als Sohn eines Fahrradhändlers auf die Welt. Mit 23 Jahren eröffnete er ein Geschäft für Öfen, Fahrräder und Fernseher. Mit drei Partnern entwickelte er ein Discountkonzept. 1979 entstand in München der erste Mediamarkt.

Nachdem Kaufhof und später Metro eingestiegen waren, zog sich Kellerhals 1994 aus dem operativen Geschäft zurück und kümmert sich seither um sein Immobilien-Imperium.

Mit 2,5 Milliarden Euro geschätztem Vermögen gehört Kellerhals, der in Salzburg lebt, zu den reichsten Deutschen.