Augsburg. Ein ehemaliger Manager des Elektronik-Händlers Media Markt hat vor Gericht gestanden, Bestechungsgelder angenommen zu haben. Vertriebspartner hätten ihm “erhebliche Summen“ zukommen lassen, berichtete der ehemalige Süddeutschland-Chef des Unternehmens. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen seinen Chef.
Im Korruptionsprozess gegen ehemalige Top-Manager der Elektrohandelskette Media Markt hat einer der Angeklagten den Empfang von Schmiergeld gestanden und seinen einstigen Chef mitbeschuldigt. Von einem Vertriebspartner habe er für die Vergabe von Aufträgen seit 2005 "erhebliche Summen" erhalten, räumte der einstige Süddeutschland-Chef der Metro-Tochter am Mittwoch vor dem Landgericht Augsburg ein. Sein Vorgesetzter, der frühere Deutschland-Chef Michael Rook, habe die Hälfte davon für sich eingefordert. Für jeden der beiden seien monatlich um die 25.000 Euro vereinbart gewesen. Rook bestreitet die Vorwürfe, will aber vor Gericht zunächst schweigen.
Bereits am Dienstag hatte der Regionalmanager ausgesagt, zuvor schon für einen anderen Auftrag von dem norddeutschen Vertriebspartner Geld bekommen und mit Rook geteilt zu haben. Als der Vertriebspartner 2010 Pleite ging, hätten die Beteiligten eingefädelt, dass auch die Nachfolgefirma weiterhin Schmiergeld bezahle, sagte der frühere Süddeutschlandchef. Allerdings sei das Geld immer zunächst an ihn und seine Frau geflossen, er habe die Hälfte später in bar an Rook weitergereicht. Das Gericht räumte ein, dass es bislang keine Nachweise für Zahlungen an den früheren Deutschland-Chef gibt.
Insgesamt sollen mehr als fünf Millionen an Media-Markt-Manager geflossen sein
Rook und fünf weitere Angeklagte müssen sich in Augsburg wegen Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr verantworten. Insgesamt sollen der Anklage zufolge mehr als fünf Millionen Euro geflossen sein. Im Gegenzug hätten die Beschuldigten dafür gesorgt, dass die Mitarbeiter des Unternehmers aus Wetzlar zwischen 2005 und 2011 bevorzugt für den Vertrieb von DSL-Angeboten bei Media Markt gebucht wurden, obwohl es günstigere Angebote gegeben habe. Dadurch seien der Wettbewerb ausgehebelt und Konkurrenten geschädigt worden. Den Betroffenen drohen bis zu fünf Jahre Haft wegen gewerbsmäßiger und bandenmäßiger Bestechung beziehungsweise Bestechlichkeit.
Media Markt will nach einem Urteil Schadenersatzansprüche prüfen. Der Fall war nach einem anonymen Tipp und darauffolgenden internen Prüfungen aufgeflogen. Der Konzern schaltete die Staatsanwaltschaft ein. (rtr)