Paris. . Der französische Autobauer PSA will 8000 Stellen in Frankreich streichen. Den Konzern plagt ein massiver Gewinneinbruch. Im ersten Halbjahr 2012 schrieb PSA sogar rote Zahlen. Die Gewerkschaften sprechen von einem „Erdbeben“ für Frankreichs Arbeitsmarkt.
Entsetzen bei den Mitarbeitern von PSA Peugeot-Citroën: Der angeschlagene Autobauer streicht in Frankreich 8000 Stellen, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Betroffen seien vor allem die Standorte in Aulnay-sous-Bois bei Paris und im westfranzösischen Rennes. Premierminister Jean-Marc Ayrault sprach von einem „Schock“ für die ganze Automobilindustrie, die Gewerkschaften von einem „Erdbeben“.
Hintergrund sei ein zu erwartender Absatzrückgang in Europa von acht Prozent in diesem Jahr, erklärte der nach Volkswagen zweitgrößte europäische Autokonzern. Für PSA werde ein Rückgang sogar um zehn Prozent erwartet. Das Ausmaß der Krise mache die Anpassung der Produktionskapazitäten an die Marktentwicklung „unumgänglich“, erklärte PSA-Chef Philippe Varin.
Absatzschwierigkeiten bei Kleinwagen
Im ersten Halbjahr schrieb Peugeot-Citroën nach eigenen Angaben rote Zahlen, ohne genauere Angaben zu machen. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich der Gewinn halbiert. Peugeot-Citroën hat Absatzschwierigkeiten insbesondere bei seinen Kleinwagen, 60 Prozent seiner Autos verkauft das Unternehmen in Europa.
Im traditionsreichen Werk in Aulnay-sous-Bois mit mehr als 3000 Mitarbeitern werde die Autoproduktion 2014 eingestellt, hieß es in der Mitteilung von Peugeot-Citroën. Dort wird nur noch der Kleinwagen C3 hergestellt. Im Großraum Paris werde sich die Produktion auf das Werk Poissy konzentrieren.
Betroffen ist auch das Werk im westfranzösischen Rennes in der Bretagne, wo vor allem Mittelklasse-Wagen hergestellt werden. Dort seien 1400 der 5600 Mitarbeiter von der Umstrukturierung betroffen, teilte das Unternehmen mit. Darüber hinaus sollten außerhalb der direkten Autoproduktion 3600 Stellen in ganz Frankreich wegfallen, etwa in der Verwaltung und Entwicklung.
"Erdbeben" für Arbeitsplätze in Frankreich
Nach Angaben des Industriedirektors von PSA, Denis Martin, sollen unter dem Strich 6500 der 8000 Stellen dauerhaft wegfallen. Varin versicherte, dass kein Mitarbeiter vergessen werde. So will das Unternehmen an einer „Wiederbelebung“ von Aulnay-sous-Bois arbeiten. 1500 Mitarbeitern sollen intern andere Stellen angeboten werde, für 1500 weitere ist eine „externe Neuzuordnung“ im Gespräch.
Der Chef der wichtigsten Gewerkschaft CGT, Bernard Thibaud, sprach von einem „Erdbeben“ für die Arbeitsplätze in Frankreich. Die angekündigte Zahl der wegfallenden Stellen müsse verdrei- oder vervierfacht werden, wenn die Auswirkungen auf den französischen Arbeitsmarkt insgesamt betrachtet würden, hob er mit Blick auf Zulieferer und andere betroffene Firmen hervor.
Staatlicher Plan für die Autoindustrie
Premierminister Ayrault sprach von einem „richtigen Schock“ für die französische Automobilindustrie. Er verlangte von PSA „unverzüglich“ eine Konzertation mit den Gewerkschaften und kündigte einen staatlichen Plan für die Autobranche an. Sozialministerin Marisol Touraine sagte dem Sender Europe 1: „Wir können so etwas nicht akzeptieren, das ist eine Schockwelle für unser Land.“ Der Staat werde sich die Strategie des Unternehmens ansehen und dürfe nicht wie in der Vergangenheit versagen. Peugeot habe in den vergangenen Jahren vier Milliarden Euro Staathilfe erhalten.
PSA Peugeot-Citroën war im Februar eine Allianz mit dem US-Autobauer General Motors eingegangen, zu dem auch Opel gehört. Seither wurden zusätzlich zu den bereits angekündigten Einsparungen weitere Stellenkürzungen befürchtet. (afp)