München. Gerade erst sind BMW und Peugeot eine Partnerschaft bei Hybridantrieben eingegangen, jetzt wollen sie diese schon wieder auflösen. BMW ärgert, dass der französische Konzern im Frühjahr eine Allianz mit dem US-Autobauer GM eingegangen war. Nun streiten die Autohersteller über die Konditionen des Ausstiegs.

BMW und Peugeot wollen ihre gerade gestartete Partnerschaft bei Hybridantrieben wieder auflösen und liegen sich deswegen in den Haaren. BMW will die von PSA Peugeot Citroen gehaltenen Geschäftsanteile kostenlos zurückhaben und spekuliert auf Zuzahlungen der ausstiegswilligen Franzosen. "BMW hat bisher höhere Investitionen getätigt", sagte ein BMW-Sprecher am Donnerstag in München. Im Rahmen der Verhandlungen über den Ausstieg von PSA aus dem Gemeinschaftsunternehmen zur Produktion von Hybrid-Komponenten würden die bisher erbrachten Leistungen abgerechnet.

PSA hatte zuvor die Partnerschaft mit BMW bei der Entwicklung und Produktion von Komponenten für Hybrid-Autos in Frage gestellt, da sich der französische Konzern im Frühjahr mit dem US-Autobauer GM verbündet hat: "Es ist klar, dass die Allianz die Bedingungen unserer Partnerschaft (mit BMW) verändert", sagte ein PSA-Sprecher.

Verhandlungssache

Damit ist die Auflösung der Kooperation faktisch nur noch Verhandlungssache. "Wir sprechen über die Konditionen des Ausstiegs von PSA, werden aber keine Zahlungen leisten", sagte der BMW-Sprecher. "Wir überprüfen die Auswirkungen unserer Allianz mit GM auf das Gemeinschaftsunternehmen", hieß es beim französischen PSA-Konzern, der schwer mit der Absatzflaute in Europa zu kämpfen hat. Im Frühjahr hatte die Opel-Mutter GM ihren Einstieg bei PSA angekündigt, um die Kosten zu drücken: Beide Unternehmen wollen unter anderem beim Einkauf für Mittelklasse-Fahrzeuge und Kleinwagen kooperieren, 2016 soll erstmals ein Auto auf Basis einer gemeinsamen Architektur von den Bändern rollen.

BMW hatte mit GM im Frühjahr über eine Kooperation bei Brennstoffzellen gesprochen, die emissionsfrei Strom aus Wasserstoff für Elektroautos liefern können. Diese Gespräche sind inzwischen beendet. Über die sich anbahnende transatlantische Allianz waren die Bayern - trotz ihrer seit Jahren bestehenden Kooperation mit PSA bei Vierzylinder-Motoren - eigenen Angaben zufolge nicht informiert. Auf die noch bis 2015 laufende Motoren-Kooperation sollen die veränderten Eigentümerstrukturen bei PSA im Zuge des GM-Einstiegs keine Auswirkungen haben, hieß es bei BMW.

"Das ist kein Buyout"

Die Bayern sehen sich bei einer Auflösung der Kooperation bei Hybrid-Komponenten in der stärkeren Verhandlungsposition. BMW habe bisher höhere Investitionen als PSA getätigt, da es sich vor allem um in München erbrachte Entwicklungsleistungen für die geplanten Komponenten für Hybrid-Antriebe gehandelt habe, sagte der Sprecher. Produziert werden sollten diese hingegen bei PSA in Mulhouse, als Starttermin war 2015 genannt worden. BMW werde würde für die Übernahme der PSA-Anteile nicht bezahlen, sagte der BMW-Sprecher. "Das ist kein Buyout", sagte er. Die Firma soll allerdings weitergeführt werden. "Wir brauchen diese elektrischen Antriebe und werden weiter forschen." Ob BMW das Unternehmen allein weiterbetreibt oder sich einen neuen Partner an Bord holt, ist offen.

Einem am Donnerstag im Internet veröffentlichten Bericht der französischen Zeitung "La Tribune" zufolge stößt BMW der Schulterschluss von PSA und GM auf. Zudem bestünden Bedenken, was die finanzielle Stabilität der Franzosen angehe, heißt es in dem Bericht. Bisher ließen die Münchener an der Partnerschaft mit PSA keinerlei Zweifel aufkommen: Anfang März hatte BMW verlauten lassen, durch den Schulterschluss von PSA und GM seien keine Auswirkungen auf die Hybrid-Kooperation zu erwarten. (rtr)