Düsseldorf. . Windräder vor der Küste der Urlaubsinsel gehen erst mit deutlicher Verspätung ans Netz. Die Zeche zahlen auch Stadtwerke aus dem Ruhrgebiet. Unter anderem sind Bochum, Herne, Herten, Lünen, Unna und Witten als Investoren betroffen.

Ein millionenschweres Prestigeprojekt, an dem mehrere Stadtwerke aus der Region beteiligt sind, gerät ins Stocken und wird deutlich teurer als geplant. Es geht um Windkraftanlagen, die rund 45 Kilometer vor der Küste der Urlaubsinsel Borkum gebaut werden. Auf hoher See will das Stadtwerke-Unternehmen Trianel rund 40 Windräder errichten, die rechnerisch etwa 200 000 Haushalte mit Öko-Strom versorgen könnten. Doch jetzt sind Probleme aufgetaucht, die den Start des Projekts voraussichtlich um sechs Monate verzögern. Ursprünglich sollten die Windräder vor Ende dieses Jahres ans Netz gehen. Nun ist von Mitte 2013 die Rede. Die Zeche zahlen die Stadtwerke – und womöglich auch ihre Kunden.

Trianel stellt sich darauf ein, dass der Windpark deutlich teurer werde als bislang geplant, wie Geschäftsführer Sven Becker in Düsseldorf erklärte. Er sprach von einem „hohen zweistelligen Millionenbetrag“. In einer Projektskizze war bislang von 800 Millionen Euro als Gesamtkosten die Rede. Insgesamt sind 33 Stadtwerke an dem Borkum-Projekt beteiligt, darunter Versorger aus Herne, Herten, Lünen, Unna und Witten. Zu den größten Investoren gehören die Bochumer Stadtwerke.

Kein Verlustgeschäft erwartet

Immerhin: Trotz der Zusatzkosten soll der Windpark unter dem Strich nicht zu einem Verlustgeschäft werden. Für die Verzögerungen macht Trianel vor allem den Netzbetreiber Tennet verantwortlich. Das niederländische Staatsunternehmen verspäte sich mit dem Netzanschluss um vier bis fünf Monate. Ein weiteres Problem seien Produktionsengpässe bei Zulieferbetrieben. Denkbar wäre nun eine Schadenersatzklage gegen Tennet.

Grundsätzlich steht Trianel finanziell glänzend da: Im abgelaufenen Geschäftsjahr erzielte das Unternehmen unter dem Strich einen Gewinn in Höhe von 7,2 Millionen Euro (Vorjahr: 6,6 Millionen Euro). Insgesamt gehören rund 60 Stadtwerke und Regionalversorger zum Eigentümerkreis von Trianel, darunter zahlreiche kommunale Unternehmen aus dem Ruhrgebiet und Westfalen.

Weitere Großprojekte geplant

Im Zuge der Energiewende plant Trianel Kraftwerksprojekte mit einem Gesamtvolumen von mehr als drei Milliarden Euro. Vorgesehen sind auch drei Wasserspeicherkraftwerke, ein Windpark in Eisleben (Sachsen-Anhalt) sowie ein Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk in Krefeld-Uerdingen. Als Standorte für die Pumpspeicherkraftwerke sind Nethe im Kreis Höxter und Rur in der Eifel geplant. Das Vorhaben in Rur soll eine Leistung von 640 Megawatt haben und wäre damit das größte Speicherkraftwerk in NRW.

Der Bau des umstrittenen Kohlekraftwerks von Trianel in Lünen laufe „planmäßig“, teilte das Unternehmen mit. Derzeit würden rund 70 000 Tonnen Kohle nach Lünen gebracht, damit das Kraftwerk im kommenden Jahr ans Netz gehen kann. Auch beim Projekt in Lünen hakte es zuletzt. Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte die Genehmigung für das Kraftwerk teilweise aufgehoben, da Zweifel an der Umweltverträglichkeit bestanden. Dabei ging es insbesondere um Befürchtungen, dass die benachbarten Wälder durch den Betrieb des Kraftwerks belastet werden könnten.

In den kommenden Wochen werde Trianel neue Unterlagen bei den zuständigen Behörden einreichen, kündigte Geschäftsführer Becker an. „Wir werden die Grenzwerte einhalten“, sagte er. Das Unternehmen sei daher zuversichtlich, dass es grünes Licht für den Start des Kraftwerks in Lünen bekomme.