Düsseldorf. . Das Schlecker-Aus und der Niedergang der Solarindustrie waren nur der Anfang: Deutschland steht ein Jahr der Pleiten bevor. Damit rechnet die Auskunftei Creditreform. Verantwortlich seien die Schockwellen der Eurokrise. Rund 150.000 Arbeitsplätze sind demnach bedroht.

Der Konkurs der Drogeriemarktkette Schlecker und die Pleitewelle in der Solarindustrie könnten das Startsignal für eine generelle Zunahme der Firmenpleiten in Deutschland sein. „Wir werden wieder mehr Insolvenzen kriegen“, sagte der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Michael Bretz, am Donnerstag in Düsseldorf. Die Schockwellen der Eurokrise hätten auch Deutschland erreicht. Für das Gesamtjahr 2012 rechnet der Experte mit einem Anstieg der Firmenpleiten um bis zu sechs Prozent.

Statt 30.200 Unternehmen wie im Vorjahr dürften bis zu 32.000 Firmen den Gang zum Konkursrichter antreten, sagte Bretz. „Es geht ein Gespenst um in Europa - das Gespenst der Pleite.“ Er betonte aber auch, von den Höchstzahlen des Jahres 2003 sei Deutschland noch weit entfernt. Damals hatten nach dem Platzen der Internetblase fast 40.000 Unternehmen innerhalb eines Jahres Insolvenz anmelden müssen.

Im ersten Halbjahr 2012 nahm die Zahl der Firmenpleiten bereits leicht um 0,7 Prozent auf 15.090 zu. Die Zahl der durch Insolvenzen bedrohten Arbeitsplätze stieg allerdings nicht zuletzt wegen Schlecker deutlich stärker - um mehr als 36 Prozent auf rund 150.000. Die durch Firmenzusammenbrüche entstandenen Schäden nahmen sogar um mehr als 55 Prozent auf rund 16,2 Milliarden Euro zu.

Weniger Verbraucherinsolvenzen

Am größten war die Insolvenzgefahr für Unternehmen in Nordrhein-Westfallen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland zählte Creditreform im ersten Halbjahr 185 Firmenzusammenbrüche je 10.000 Unternehmen. Die Insolvenzquote an Rhein und Ruhr lag damit doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt und dreimal so hoch wie in Bayern und Hessen.

Besser verlief dagegen zuletzt die Entwicklung der Verbraucherinsolvenzen. Dank der positiven Arbeitsmarktentwicklung sank die Zahl der Privatpleiten in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,4 Prozent auf 50.800.

Doch mache sich hier wohl auch die Tatsache bemerkbar, dass etliche Schuldner ihren Insolvenzantrag hinauszögerten, um von der erwarteten Novellierung des Privatinsolvenzrechts zu profitieren, betonte Bretz. Komme es hier zu den erwarteten Erleichterungen für die Schuldner, so sei bereits im nächsten Jahr wieder mit einem deutlichen Anstieg der Verbraucherinsolvenzen um bis zu acht Prozent zu rechnen. (dapd)