Berlin. Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist im März so stark gestiegen wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. 2809 Unternehmen erklärten sich für zahlungsunfähig. Das waren 1,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit.
Einen stärkeren Anstieg bei den Unternehmenspleiten in Deutschland gab es zuletzt im März 2010 mit 8,7 Prozent: Die neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen eine deutliche Zunahme. Verglichen mit dem Vormonat gab es sogar eine Zunahme um 19,4 Prozent.
"Wir rechnen damit, dass 2012 wieder mehr Unternehmen den Gang zum Insolvenzrichter antreten müssen", sagte der Vorsitzende des Insolvenzverwalterverbands VID, Christoph Niering. "Es häufen sich die Anzeichen, dass sich die deutsche Wirtschaft nicht länger von der Flaute in den übrigen Euroländern abkoppeln kann." Exporte, Industrieaufträge und Produktion waren im April gesunken. "Bei den geringen Margen, die in wichtigen Schlüsselbranchen wie Automotive, Logistik oder Bau erwirtschaftet werden, geht bei einem einsetzenden Abschwung vielen Unternehmen schnell die Puste aus", warnte Niering.
Weniger Verbraucher insolvent
Trotzdem fällt die Bilanz für das gesamte erste Quartal noch positiv aus: Die Firmenpleiten gingen um 0,6 Prozent auf 7483 zurück. Gesunken ist in diesem Zeitraum auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. Sie nahm um 2,8 Prozent auf 25.426 ab. Zu Jahresbeginn war die deutsche Wirtschaft mit 0,5 Prozent unerwartet stark gewachsen; die Zahl der Beschäftigung kletterte auf ein Rekordhoch.
Wegen der Pleiten mehrerer Großunternehmen stiegen die offenen Forderungen von Gläubigern deutlich. Die Gerichte bezifferten die Summe im ersten Quartal auf zehn Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es lediglich sieben Milliarden. In diesem Jahr mussten beispielsweise mehrere große Solarfirmen den Gang zum Insolvenzrichter antreten. (rtr)