Frankfurt. . Die Gewerkschaft Verdi droht, den Gründer der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker zu verklagen, sollten sich die Vorwürfe über den Verkauf von Gründstücken an seine Kinder bestätigen. Laut einem Medienbericht sollen durch das Geschäft Immobilien der Insolvenzmasse entzogen worden sein.

Nach dem gescheiterten Verkauf der Schlecker-Töchter IhrPlatz und Schlecker XL rückt nun der Gründer der Drogeriekette, Anton Schlecker, wegen strittiger Immobiliengeschäfte in den Fokus. Die Gewerkschaft Verdi droht ihn zu verklagen, sollten sich Vorwürfe über den Verkauf von Grundstücken an seine Kinder Meike und Lars kurz vor der Insolvenz der Kette bestätigen. „Wir erwarten vom Insolvenzverwalter, dass er die Vorwürfe über strittige Immobiliengeschäfte von Anton Schlecker an seine Kinder überprüft“, sagte eine Verdi-Sprecherin am Sonntag. „Sollte das, was behauptet wird, stimmen, werden wir prüfen, ob wir eine Klage anstreben“, fügte sie hinzu.

Nach einem Bericht des „Spiegel“ handelt es sich um drei Immobiliengeschäfte in einem Gesamtvolumen von sieben Millionen Euro. So soll Anton Schlecker kurz vor der Insolvenz ein Zentrallager samt Grundstück im steirischen Gröbming für 2,8 Millionen Euro sowie die Österreich-Zentrale bei Linz für 1,8 Millionen an seine Kinder verkauft haben. Hinzu kommt ein Logistikzentrum in Österreich. Die Geschäfte sollen erst mehr als einen Monat nach dem Insolvenzantrag beurkundet worden sein. Auch solle der Kaufpreis unter dem Marktwert liegen, schreibt das Magazin. Durch den innerfamiliären Verkauf seien die Immobilien der Insolvenzmasse entzogen worden.

Aus Sicht von Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz ist zur Durchleuchtung der Geschäftsbeziehungen keine Klage von Dritten notwendig. „Alle Geschäftsvorgänge der letzen Jahren werden unter die Lupe genommen vom Insolvenzverwalter. Eine abschließende Bewertung dieser Vorgänge ist in ein bis zwei Monaten möglich“, sagte ein Sprecher von Geiwitz Reuters.

Verkauf von IhrPlatz und Schlecker XL gescheitert

Erst am Freitag war der geplante Verkauf von IhrPlatz und Schlecker XL an den Münchener Finanzinvestor Dubag gescheitert. Dubag konnte mit dem Kreditversicherer Euler Hermes, mit Forderungen von rund 300 Millionen Euro größter Schlecker-Gläubiger, keine Einigung über die Fortführung der Kette erzielen. Aus Kreisen, die mit den Verhandlungen vertraut sind, hatte Reuters erfahren, dass die langfristige Finanzierung und der Weiterbetrieb des Unternehmens unklar geblieben seien. Die rund 5000 Beschäftigten in den zusammen 800 Filialen der beiden Töchter müssen damit weiter um ihre Arbeitsplätze bangen. Für IhrPlatz will Insolvenzverwalter Werner Schneider nun nach einer neuen Lösung suchen. Vor den Verhandlungen am Freitag hatte Dubag den Angaben zufolge bereits seine Offerte für die Übernahme der Schlecker XL-Märkte zurückgezogen.

Die Gläubigerversammlung des einst größten deutschen Drogerie-Konzerns hatte vor wenigen Tagen für eine Zerschlagung des schwäbischen Unternehmens mit seinen zuletzt noch insgesamt gut 13.800 Beschäftigten votiert. Die Tochterfirmen sollen nun verkauft werden. Für die rund 490 Filialen der Schlecker-Tochter IhrPlatz und den rund 340 Geschäften, die zuletzt unter der Marke Schlecker XL betrieben wurden, galt Dubag bereits als sicherer Investor. Dann aber wurde vor einigen Tagen bekannt, dass Euler Hermes Vorbehalte gegen den Verkauf an Dubag hat.

In den unter der Marke Schlecker XL betriebenen Filialen hatte Schlecker zuletzt rund 1100 Beschäftigte. IhrPlatz kam auf mehr als 3900 Mitarbeiter. Dubag hatte nach früheren Angaben geplant, die XL-Märkte auf das IhrPlatz-Konzept umzustellen und damit auf eine bundesweite Präsenz der Märkte zu setzen. (rtr)