Frankfurt. Josef Ackermann hinterlässt nach 16 Jahren an der Spitze der Deutschen Bank eine durchwachsene Bilanz. Der Aktienkurs ist im Keller. Für seine Verlässlichkeit aber lobt ihn sogar der Chef der IG Metall.
Kritiker wollen das Ende der Ära Josef Ackermann bei der Deutschen Bank für eine Abrechnung nutzen: Sie werfen dem größten deutschen Geldhaus vor, dass es unter der Führung des Schweizers weiter Geschäfte mit Rüstungsherstellern gemacht habe, die völkerrechtswidrige Streumunition herstellten.
Bei der Hauptversammlung am Donnerstag muss sich Ackermann also auf kritische Fragen gefasst machen. Es wird sein letzter großer Auftritt als Vorstandschef der Deutschen Bank sein. Vor der Staffelübergabe an seine Nachfolger Jürgen Fitschen und Anshu Jain ist es ruhig geworden an der Spitze des größten deutschen Geldhauses. Nur einer hat sich zu Wort gemeldet: Ex-Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper. Der Mann, der Ackermann 1996 in die Bank geholt hat.
Kopper von Doppelspitze überzeugt
Heute klopft sich der 77-Jährige indirekt selbst auf die Schulter: Ackermann, sagt er, habe alles richtig gemacht. Nur eines hält er dem Schweizer vor: Dass er sich vom Vorstandssprecher zum Vorstandsvorsitzenden hat küren lassen. Erst das hat, so Kopper, das Theater um die Nachfolge von Ackermann möglich gemacht. „Früher hat der Vorstand seinen Sprecher selbst aus seiner Mitte bestimmt. Da hatte der Aufsichtsrat nichts mit zu tun.“ Einen Vorstandsvorsitzenden aber muss das Kontrollgremium küren.
Trotzdem: Die Lösung mit der Doppelspitze – von Ackermann nicht favorisiert – ist nach Ansicht von Kopper die schlechteste nicht. Kopper hat keine Zweifel, dass sich der 49-jährige Jain und der 63-jährige Fitschen bestens verstehen. „Die können miteinander“. Dass ein Inder, der kaum Deutsch spricht, mit an der Spitze stehe – kein Problem. „Das ist nicht ganz normal, aber wir werden damit fertig.“
Sein Victory-Zeichen wird ihm nach wie vor angekreidet
„Joe“ Ackermann selbst gibt sich in diesen Tagen betont gelassen, ist auch jetzt noch fast pausenlos für die Bank unterwegs. Nach 16 Jahren endet für den Schweizer das Kapitel Deutsche Bank. Kopper bewundert Ackermann und das Tempo, das er vorgebe. Er habe die Bank endgültig in die Riege der global führenden Investmentbanken gebracht, sie unbeschadet durch die Finanzkrise geführt. Fehler? Kopper schüttelt den Kopf.
Es sind nicht nur Banker, die Ackermann loben. Daimler-Chef Dieter Zetsche bezeichnet ihn, nicht überraschend, als Banker von internationalem Format, der sich auch bei Kritikern ein Höchstmaß an Respekt erarbeitet habe. Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker bescheinigt ihm „knallharten Charme“, Solidität und Selbstkritik. IG Metall-Chef Berthold Huber, kein Freund von Spekulanten und Investmentbanken, nennt Ackermann einen verlässlichen Menschen. „Es braucht solche Leute, die auch in schwierigen Situationen gerade stehen.“
Das widerspricht dem öffentlichen Bild von Ackermann, der oft als typischer, gieriger Vertreter seines Faches gebrandmarkt wird. Die von ihm lange geforderte Eigenkapitalrendite von 25 Prozent allerdings war auch in den Augen von Branchenexperten überzogen. Sein Victory-Zeichen zu Beginn des Mannesmann-Prozesses wird ihm nach wie vor angekreidet, obwohl er, wie Kopper sagt, doch nur eine Geste von Pop-Star Michael Jackson nachmachen wollte.
Mit den Zahlen der Bank ist Ackermann seinem Anspruch nicht gerecht geworden. Der Aktienkurs ist heute – auch Kapitalerhöhungen eingerechnet – im Keller. Gewinn und Rendite sind nicht dort, wo er sie den Aktionären versprochen hat.