Essen. . Die Metallindustrie zahlt ab November Leiharbeitern Zuschläge bis 50 Prozent. Wie werden die Betriebe reagieren? Sie könnten mehr Stammkräfte einstellen – oder auf Werkverträge ausweichen. 240.000 Leiharbeiter sind betroffen.
Der Branchenzuschlag für Leiharbeiter in der Metall- und Elektroindustrie könnte zu einem weit reichenden Umdenken bei den Arbeitgebern führen. Weil es für sie künftig deutlich teurer wird, Leiharbeiter in den Betrieb zu holen, könnten sie mehr Stammkräfte einstellen, aber auch auf noch billigere Werkverträge ausweichen.
Für die 240.000 Leiharbeiter der Branche wurden Erhöhungen in Stufen vereinbart: Ab November gibt es nach sechs Wochen in einem Metallbetrieb 15 Prozent mehr, nach drei Monaten 20, nach fünf Monaten 30, nach sieben Monaten 45 und nach neun Monaten 50 Prozent. Hilfskräfte erhielten dann 12,28 statt 8,19 Euro die Stunde.
Weil die Verleiher die Zuschläge an die entleihenden Metallbetriebe weitergeben werden, wird mit einem Rückgang der Leiharbeit gerechnet. Gesamtmetall-Chef Martin Kannegießer begrüßte die Lohnzuschläge für Leiharbeiter im Grundsatz, ließ aber keinen Zweifel daran, „dass ein solcher Kostenanstieg nicht ohne Folgen und kurzfristige Verwerfungen bleiben“ werde.
Verlagerung ins Ausland?
Die große Frage ist nun, wie die Arbeitgeber reagieren. Eine Lösung bietet der kurz zuvor in Baden-Württemberg erzielte Tarifabschluss der Metallbranche. Er ermöglicht den Betrieben, bis zu 30 Prozent ihrer Belegschaft statt 35 bis zu 40 Stunden die Woche arbeiten zu lassen. „Der ein oder andere wird sich künftig fragen, ob er die nötige Flexibilität noch über Zeitarbeit regelt oder ob er mehr Stammkräfte einstellt“, sagt Luitwin Mallmann, Hauptgeschäftsführer von Metall NRW.
Doch es gibt auch weniger optimistische Ausweichmöglichkeiten. Betriebe, die mit Leiharbeitern möglichst günstige Produkte herstellen, könnten die Fertigung ins Ausland verlegen. Eine solche Welle hat es vor der Liberalisierung der Leiharbeit unter Kanzler Schröder in Deutschland schon einmal gegeben.
Betriebe könnten auch einfache Tätigkeiten, etwa Lagerarbeiten, von Fremdfirmen über Werkverträge einkaufen. Diese unterliegen meist keinem Tarif und werden entsprechend niedrig entlohnt. Werkverträge nehmen seit Jahren zu, diese Tendenz könnte sich nun verstärken. Deshalb will die IG Metall nach der Leiharbeit nun den Werkverträge ihre nächste große Kampagne widmen.