Essen. . Die IG Metall verschärft die Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie, zu der auch die Autobauer gehören. Die Streikbereitschaft der Beschäftigten von Porsche und Co. hat nicht darunter gelitten, dass bei den florierenden Unternehmen für das vergangene Jahr Rekordprämien gezahlt worden sind.

„Unser Tannenbaum brennt im Mai.“ Kämpferischer als Uwe Hück, Betriebsratsvorsitzender bei Porsche, kann sich ein Gewerkschaftsfunktionär während laufender Tarifverhandlungen kaum geben. Vielleicht greift der bullige Kampfsportler Hück am Tag nach dem ersten Mai auch zu solch’ drastischen Formulierungen, um die Belegschaft des Sportwagenbauers für den Gang auf die Straße einzustimmen. 7600 Euro haben die „Porschianer“ gerade für 2011, das beste Absatzjahr in der Unternehmensgeschichte, als Prämie erhalten. Gegen solche Zuzahlungen im Bereich von zwei Monatsgehälter verblasst selbst die diesjährige hohe Tarifforderung von 6,5 Prozent mehr Gehalt.

Boom der deutschen Autobauer setzt sich fort

Porsche war in Sachen Mitarbeiter-Boni längst nicht der Spitzenreiter, sondern BMW. Der nach allen wichtigen Kenndaten seit Jahren erfolgreichste deutsche Premiumbauer zahlte seinen in Deutschland Beschäftigten 9000 Euro als Jahresleistung, ein Plus von über 50 Prozent gegenüber dem auch schon guten Vorjahr. Im Schnitt, muss man sagen. Bei einem typischen BMW-Facharbeiter bleiben 7650 Euro hängen. Vorstandsvorsitzender Norbert Reithofer als oberster bayerischer Motorenwerker erhielt 6,2 Millionen Euro, ein Plus von gut 40 Prozent. Bei Porsche erhalten, eine gewisse Betriebszugehörigkeit vorausgesetzt, alle gleich viel Geld.

Der letztjährige Boom der deutschen Autobauer abseits von Ford und Opel hat sich im ersten Quartal des Jahres fortgesetzt. Bei Umsatz und Gewinn legte VWs Premium-Tochter 2012 gegenüber dem Vorjahr nochmals im zweistelligen Bereich zu. Für 2011 spendierte Audi im Schnitt jedem deutschen Festangestellten 8250 Euro. Die 100 000 Tarifbeschäftigten bei Volkswagen konnten sich über eine Fast-Verdoppelung der Sonderzahlung von 4000 Euro für 2010 auf 7500 Euro für 2011 freuen. Rund 2000-mal so viel Extrageld fürs besonders gute Geschäftsjahr als ein einfacher VW-Werker erhielt Volkswagen-Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn.

Leiharbeiter gehen bei Bonuszahlungen leer aus

Auch bei Daimler gab es eine Rekordprämie für die Beschäftigten. Trotz einem Drittel Zuwachs sind es in absoluten Zahlen aber „nur“ 4100 Euro. Die bekommen rund 125 000 der 170 000 Konzernbeschäftigten. Die Mitarbeiter bei der Daimler-Entwicklungstochter MB-Tech haben eine eigene Regelung und erhalten für das vergangene Jahr 1840 Euro Bonus im Schnitt, die der kriselnden Bussparte gehen leer aus.

Für Leiharbeiter gelten die Bonusregelungen überhaupt nicht. In vielen Bereichen der Autoproduktion sind über zehn Prozent der Stellen inzwischen mit Leiharbeitern besetzt. Die Zeitarbeitsfirma Bertrandt zahlte laut „Stuttgarter Zeitung“ ihren bei Porsche eingesetzten Angestellten 1500 Euro. Diese verdienen ohnehin mindestens 20 Prozent weniger als die direkt bei Porsche Beschäftigten.

Bei den Arbeitern der Zulieferer kommt der Auto-Boom ebenfalls nicht an. Der Kolbenhersteller Mahle zahlte 300 Euro. Bosch zahlt weniger als für das Jahr 2010, nämlich durchschnittlich 36 Prozent eines Monatsgehaltes, nur ein Bruchteil der Summen bei den Autobauern.

Von Boni träumen können die Werker bei Ford und Opel. Beide US-Töchter leiden wie die meisten Massenhersteller in Europa unter der Absatzkrise im Euroraum. Hier gibt es Kurzarbeit statt Jahreszahlungen und für dieses Jahr keine Aussicht auf Besserung. Da wären 6,5 Prozent mehr Grundgehalt eine spürbare Erhöhung.