New York. . Das Online-Netzwerk Facebook hat nach einem furiosen Börsenstart wieder Federn lassen müssen. Zum Handelsauftakt sprangen die Papiere auf 43 Dollar, fielen dann aber wieder auf den Aufgabepreis zurück. Analysten reagierten enttäuscht.

Die Aktie des Online-Netzwerkes Facebook hat an ihrem ersten Handelstag an der New Yorker Wall Street einen Gewinn von 23 US-Cent (18 Euro-Cent) ausgewiesen. Der Schlusskurs lag am Freitagabend bei 38,23 Dollar. Damit fiel das größte Börsendebüt eines Internetunternehmens am Ende des ersten Handelstages eher bescheiden aus. Bereits kurz nach Handelsbeginn um 17.30 Uhr deutscher Zeit fiel die Aktie kurzzeitig auf den Ausgabepreis von 38 Dollar zurück - und raffte sich US-Medienberichten zufolge nur dank der an dem Börsengang beteiligten Banken wieder auf. Wenige Stunden nach dem Handelsstart an der US-Technologiebörse Nasdaq hielten sich die Anteile bei gerade einmal knapp über 40 Dollar.

In den ersten Sekunden war die Aktie des weltgrößten sozialen Online-Netzwerks mit rund 900 Millionen Mitgliedern zunächst auf 43 Dollar geschossen, dann sackte der Kurs ab. Zuvor hatte eine Panne bei der Nasdaq den Handelsstart um eine halbe Stunde verzögert.

Facebook startete mit 43 Dollar in den Handel, der Kurs gab dann etwas nach, blieb aber deutlich über dem Ausgabekurs von 38 Dollar, mit dem Facebook 16 Milliarden Dollar einnahm.

Immerhin: Allein bei dem Ausgabekurs von 38 Dollar ergab sich ein Wert des erst acht Jahre alten Unternehmens an der Börse von 104 Milliarden Dollar oder rund 82 Milliarden Euro - soviel wie die DAX-Schwergewichte Bayer und BMW zusammen. Facebook hat mit dem Börsengang 16 Milliarden Dollar eingenommen.

Zuckerberg spricht von "Meilenstein"

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wischte in einer ersten Stellungnahme den müden Börsengang beiseite und sprach von einem "Meilenstein" für das Unternehmen: "Unsere Mission ist nicht, eine börsennotierte Firma zu sein. Unsere Mission ist, unsere Welt offener zu machen und stärker miteinander zu vernetzen." Er lobte seine Mitarbeiter: "In den vergangenen acht Jahren habt ihr die größte Community in der Geschichte der Welt aufgebaut. Ihr habt erstaunliche Dinge getan, von denen wir nie geträumt hätten, und ich kann es nicht erwarten, mit euch weiter nach vorn zu schreiten."

Analysten hatten vor dem Börsengang jedoch davon gesprochen, dass jede Preissteigerung unter 50 Prozent wohl als Enttäuschung zu werten sei. "Ich bin überrascht über die Schwäche", sagte Investor Kevin Landis dem US-Wirtschaftssender CNBC kurz nach Handelsbeginn. "Wer am ersten Tag gegen Facebook gewettet hat, sieht jetzt wie ein Genie aus", twitterte die Korrespondentin des Senders, Jane Wells. "Es war nicht so aufregend, wie es hätte sein können", sagte Nick Einhorn, Analyst bei dem Beratungsunternehmens Renaissance Capital. "Ich denke aber nicht, dass wir es als Misserfolg betrachten sollten."

Zuckerberg blieb Wall Street fern 

Gründer Zuckerberg, der 28 Jahre alt ist und auch künftig die Mehrheit der Stimmrechte hält, strotzte zunächst vor Arroganz: Er verzichtete darauf, persönlich an die Wall Street zu kommen. Die Glocke zum Handelsstart, die traditionell jeder Börsengänger zur Erstplatzierung seiner Firmenanteile läuten darf, steuerte er in der Firmenzentrale im kalifornischen Menlo Park fern - per Mausklick. Zuvor hatte er schon in Pulli statt Anzug vor Investoren gesprochen.

Wege der großen Nachfrage hatte Facebook kurz vor der Erstnotierung das Emissionsvolumen kräftig auf mehr als 421 Millionen Aktien erhöht. Das waren rund 25 Prozent mehr als zunächst angekündigt.

Das US-Unternehmen ist bis zuletzt rasant gewachsen: Mit 23 Millionen Nutzern aus Deutschland pflegt heute auch jeder vierte Bundesbürger auf der Plattform ein persönliches Profil. Ein großes Problem ist vor allem China. Dort dominieren nationale Dienste.

Kritiker auch aus Deutschland warnen zudem ganz grundsätzlich davor, in Facebooks Zukunft zu vertrauen. "Der Datenschutz hat beim Börsengang von Facebook bislang eine untergeordnete Rolle gespielt", mahnte Schleswig-Holsteins Datenschützer Thilo Weichert in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", veröffentlicht am Freitag zum Börsengang. Er gehe davon aus, dass Gerichte das Unternehmen bald dazu zwingen werden, sich bei der Auswertung von Nutzerdaten zurückzuhalten. Das hätte Auswirkungen: Facebook lebt davon, Werbung zu personalisieren.

Prominenter Werbekunde steigt bereits aus

Dennoch konnte Facebook mit seinem Börsengang vieles toppen. Beispiel Google: Als der Suchmaschinenkonzern 2004 an die Börse ging, brachte er zunächst Aktien im Wert von nicht einmal zwei Milliarden Dollar unter die Leute. Google war damals nur gut 20 Milliarden Dollar wert - Facebook jetzt über 100 Milliarden Dollar.

Neben Datenschützern geben sich auch erste Werber äußerst zurückhaltend. Mit dem US-Autokonzern General Motors (GM), der Muttergesellschaft von Opel, will ein prominenter Anzeigenkunde fortan komplett auf Werbung bei Facebook verzichten. Die Börsianer aber ließ auch diese Ankündigung nun ganz offensichtlich kalt. (dapd)