New York. . Wenige Tage vor seinem Börsengang hat Facebook Medienberichten zufolge die Preise für seine Aktien erhöht. Finanzexperten warnen Kleinanleger allerdings vor allzugroßen Hoffnungen auf Gewinne. Die Hälfte der Amerikaner halten unterdessen Facebook nur für eine vorübergehende Modeerscheinung.

Unmittelbar vor dem mit Spannung erwarteten Börsengang schraubt das soziale Netzwerk Facebook einem Zeitungsbericht zufolge wegen großer Nachfrage die Angebotspreis seiner Aktien in die Höhe. Die Spanne solle jetzt auf 34 bis 38 Dollar je Anteil steigen, von bislang 28 bis 35 Dollar, sagte eine informierte Person dem „Wall Street Journal“ vom Dienstag. Die Nachfrage nach den Aktien sei unter Investoren überwältigend, hieß es weiter.

Gemessen an der neuen Preisspanne liegt der Unternehmenswert laut Bericht nun bei 93 bis 104 Milliarden Dollar. Bei der bisherigen Preisspanne von 28 bis 35 Dollar liegt der Unternehmenswert hingegen zwischen 77 und 96 Milliarden Dollar.

Die Hälfte der Amerikaner halten unterdessen einer Umfrage zufolge Facebook nur für eine vorübergehende Modeerscheinung. Derselbe Anteil halte zudem den Angebotspreis für zu hoch, ermittelte die Erhebung der Nachrichtenagentur AP und des US-Wirtschaftssenders CNBC. Nur ein Drittel der Befragten hält den Preis für angemessen.

Vor allem jüngere Amerikaner unter 35 Jahre glauben der Erhebung zufolge, Facebook sei ein gutes Investment - 59 Prozent. Von den über 65-Jährigen finden das lediglich 39 Prozent.

Experten warnen vor zu großen Gewinnhoffnungen

Das soziale Netzwerk hat ein rasantes Wachstum hinter sich. Der Umsatz schoss von 777 Millionen Dollar 2009 auf 3,7 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. Weltweit nutzen 900 Millionen Menschen Facebook, in den USA sind 40 Prozent der Erwachsenen Mitglieder.

Finanzexperten warnen besonders Kleinanleger allerdings vor allzugroßen Hoffnungen auf Gewinne durch den Börsengang. Wahrscheinlich werde der Preis am ersten Handelstag steigen, sagte Finanzprofessor Jay Ritter von der University of Florida. Danach sollte man die Aktie aber betrachten wie jede andere auch - und Schwankungen nach oben wie auch nach unten einkalkulieren.

Wie beim Schnäppchenportal Groupon, das vor sechs Monaten an die Börse ging: Am ersten Tag stieg der Preis von 20 auf 31,14 Dollar. Mittlerweile ist der Kurs auf unter 12 Dollar gestürzt.

Mitbegründer gibt US-Staatsbürgerschaft auf

Die einzigen sicheren Gewinner seien Facebook-Beschäftigte und Investoren, die ihr Geld bereits in der Vergangenheit in das Unternehmen gesteckt hätten, sagt Ritter. Mark Pincus, Chef des Herstellers von Online-Spielen Zynga, investierte seit 2004 in das soziale Netzwerk. Seine eine Million Anteile dürften ihm 35 Millionen Dollar einbringen. „Der Zeitpunkt, Facebook zu kaufen, war eigentlich vor fünf Jahren“, erklärte Finanzprofessor Ritter.

Vor dem milliardenschweren Börsengang gab indes Facebook-Mitbegründer Eduardo Saverin offenbar aus steuerlichen Gründen seine US- Staatsbürgerschaft auf. Saverin wolle auf unbestimmte Zeit in Singapur leben, sagte ein Sprecher des 30-Jährigen. Durch die Aufgabe der amerikanischen Staatsbürgerschaft umgeht der aus Brasilien stammende Saverin vermutlich die Zahlung von mehreren hundert Millionen Dollar beim Börsengang. In Singapur gibt es keine Kapitalertragssteuer. Saverin hält einen Anteil von vier Prozent an dem Online-Netzwerk. (dapd)