Brüssel. . Produkt-Alarm: In Europa nahmen Kontrolleure im vergangenen Jahr mehr als 1800 gefährliche Textilien, Spielwaren oder Elektrogeräte vom Markt. Experten raten Verbrauchern, beim Einkauf ein paar Regeln zu beachten.
Körpercremes und Kapuzenpullover sehen auf den ersten Blick harmlos aus. Doch Fahnder nehmen solche Produkte manchmal vom europäischen Markt: In einigen Körpercremes entdeckten sie krebserregende und verbotene Stoffe. Und an der Kapuze mancher Pullis baumeln Schnüre, mit dem sich ein Kind ungewollt erwürgen kann.
Insgesamt zogen Kontrolleure in Europa voriges Jahr 1803 solcher gefährlichen Produkte aus dem Verkehr – ein Fünftel weniger als im Rekordjahr 2010. Das teilte die EU-Kommission am Dienstag in Brüssel mit.
Am häufigsten beanstandeten die Prüfer Kleidung, Textilien und Modeartikel sowie Spielzeuge. Auch Elektrogeräte entsprachen nicht immer europäischen Sicherheitsanforderungen. Sie bargen teils zu hohe Stromschlag-Risiken. Mehr als die Hälfte der Waren, die in Europa vom Markt genommen wurden, kamen aus China.
Importeur oder Hersteller müssen erkennbar sein
Verbraucher können sich vor solchen unsicheren Produkten schützen, indem sie ein paar Regeln beachten. Zollfahnder raten zum Beispiel zur Vorsicht, wenn ein Produkt sehr günstig ist. Generell sei es aber nicht immer einfach für Verbraucher, beim Produktkauf auf Nummer sicher zu gehen. Teilweise werde zum Beispiel Modeschmuck als „Nickel-frei“ deklariert, aber enthalte trotzdem das Metall, das allergische Reaktionen wie Hautrötungen und Juckreiz auslösen könne.
Ralf Diekmann von der Prüforganisation TÜV Rheinland hat zwei Tipps für Verbraucher parat: „Man muss den gesunden Menschenverstand einschalten und bei sicheren Quellen kaufen.“ Er rät davon ab, ein Produkt zu kaufen, das stinke, schlecht verarbeitet sei oder scharfe Kanten habe.
Wichtig ist laut Diekmann auch, dass auf der Verpackung folgende Angaben auf deutsch stehen: die Bedienungsanleitung und Warnhinweise. „Auch der Importeur oder der Hersteller muss erkennbar sein“, sagt der TÜV-Experte. „Fehlen diese Angaben, dann Finger weg von der Ware!“
Beim Einkaufen auf Produkt-Siegel achten
Als „sichere Quellen“ gelten Diekmann namhafte Handelsketten, zu denen er auch Discounter zählt. „Die haben einen Ruf zu verlieren und daher oft eine Qualitätssicherung.“ Große Einzelhändler arbeiteten oft mit Prüfern zusammen und ließen auch Warenzulieferer testen – bei Elektro- oder Gartengeräten, aber auch bei Spielzeug, Schuhen oder Textilien. Als „unsichere Quellen“ bezeichnet der TÜV-Experte Wochenmärkte oder der anonyme Kauf im Internet.
Verbraucherschützer Philip Heldt rät, beim Einkaufen auch auf Produkt-Siegel zu achten. Doch nicht alle Gütezeichen seien gleich aussagekräftig, sagt der Experte der Verbraucherzentrale NRW. So sei das „CE“-Siegel lediglich eine freiwillige Erklärung eines Herstellers, dass er sich an europäische Regeln halte. Das kontrolliere jedoch niemand.
„Besser ist das GS-Siegel, das für ‘Geprüfte Sicherheit’ steht“, sagt Heldt. Es klebe auf Alltagsgegenständen wie Fahrräder, aber auch auf Spielzeug oder Elektrogeräten. Der TÜV vergibt nach eingehender Produktprüfung dieses Zeichen. „Man kann bei GS-Siegel von einer höheren Sicherheit ausgehen“, sagt Verbraucherschützer Heldt. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es allerdings nie, da vereinzelt auch gefälschte GS-Siegel auftauchten.
Vorsicht bei starkem Geruch
Bei Kleidung, Handtüchern, Bettwäsche und anderen Textilien rät der Experte, auf das Öko-Tex-Siegel zu achten. Das Prüfzeichen werde von unabhängige Textilinstituten vergeben. „Es gibt zwei Kategorien: Öko-Tex 100 und Öko-Tex 1000“, sagt Heldt. „Bei Öko-Tex 1000 werden Textilien auf noch mehr Schadstoffe geprüft, auch Arbeitsbedingungen und soziale Kriterien kommen hinzu.“
Textilien ohne Siegel seien aber nicht unbedingt schlecht. „Ein Prüfzeichen kostet Geld und Zeit“, sagt der Experte. Auch er rät Verbrauchern daher, sich auch auf ihre Nase zu verlassen. „Riecht ein Produkt stark – egal ob Textilien, Spielzeug oder Elektrogeräte -, sollte man es nicht kaufen.“