Brüssel. .
Der Anteil von Giftstoffen in Elektrogeräten soll künftig begrenzt werden. Das haben die Europa-Abgeordneten beschlossen. Eine Ausnahme gibt es jedoch ausgerechnet für die umweltfreundlichen Solarzellen.
Der Abfall soll sicherer werden. Das haben die Europa-Abgeordneten am Mittwoch beschlossen. Deshalb soll künftig der Anteil „gefährlicher Substanzen“ in Elektrogeräten schon bei der Produktion begrenzt werden. Doch die Neufassung des entsprechenden Gesetzes beschränkt den Einsatz von Cadmium, Blei, Quecksilber und Chrom. Dabei gilt aber eine Ausnahmeregelung für Solarzellen: Die dürfen weiterhin das hochgiftige Cadmium enthalten. Europaabgeordnete wie Holger Krahmer (FDP) unterstellen den Profiteuren der Regelung, im Vorfeld heftige Lobbyarbeit betrieben zu haben – doch offenbar sind auch die Cadmium-Gegner nicht zimperlich vorgegangen.
Die Kritik richtet sich gegen die US-Firma First Solar, die auch in Frankfurt an der Oder präsent ist, die Ausnahmeregelung durch ihr Werben massiv beeinflusst zu haben. First Solar selbst bestätigt den Einsatz von Cadmiumtellurid auf Anfrage, erklärt aber, dabei handele es sich um „eine stabile Halbleiterverbindung mit hervorragenden Performance- und ökologischen Eigenschaften.“
Zudem verweist First Solar auf eine aktuelle Untersuchung der Organisation Lobbycontrol. Die bescheinigt dem US-Unternehmen zwar, „intensive Lobbyarbeit“ betrieben zu haben, um die eigene Produktion nicht zu gefährden. Gleiches gelte jedoch für die Cadmium-Gegner.
Ersatzmaterialien häufig teurer
Die nämlich hätten ihrerseits versucht, die Debatte im Sinne jener Firmen zu beeinflussen, die auf den Einsatz des Giftstoffs verzichten. Im Gegensatz zu First Solar habe sich die Gruppe mit dem Namen „Non Toxic Solar Alliance“ (Bündnis für ungiftiges Solar) als unabhängig ausgegeben – obwohl sie von einer Lobbyagentur gegründet wurde.
Aus Sicht von Bernd Bilitewski, Chef des Instituts für Abfallwirtschaft und Altlasten an der Technischen Universität Dresden, wäre der Einsatz des Schwermetalls in Solarzellen, jedenfalls entbehrlich. „Im Laufe der letzten dreißig Jahre haben wir Cadmium aus vielen Produkten herausgeholt. Früher war das sogar im Plastik enthalten“, erläutert der Abfallwissenschaftler. Ersatzmaterialien jedoch seien in der Verwendung häufig teurer.
Problem beim Recycling
Solange das Produkt im Betrieb ist, sei der Einsatz weitgehend unbedenklich. „Beim Recycling haben Sie mit dem Stoff aber ein Problem“, erklärt Bilitewski. Dann nämlich muss das Cadmium mit aufwändigen Verfahren isoliert werden, bevor es, in möglichst konzentrierter Form, als Sondermüll entsorgt wird. Denn wenn Menschen mit dem hochgiftigen Metall in Verbindung kommen, droht Krebs. Auch die Umwelt leidet, besonders Gewässer können durch die Substanz vergiftet werden. Zudem lagert sich der Stoff in Pflanzen ein.
Insgesamt verteidigten Abgeordnete mehrerer Fraktionen das EU-Gesetz trotz aller Kritik an der Cadmium-Regelung als Kompromiss. Immerhin gilt die Richtlinie demnächst für einen viel größeren Kreis von Produkten als bisher, darunter etwa Handys oder Kühlschränke. Die Mitgliedsstaaten haben ihre Zustimmung bereits zugesagt.