Frankfurt/Main. Der Europa-Betriebsrat von Opel hat in einem Brief an Unternehmens-Chef Karl-Friedrich Stracke betont, dass die Werks-Betriebsräte nicht einzeln über Werksschließungen verhandeln wollen. Opel hatte zuvor gedroht, dass Werke mit unkooperativen Arbeitern keine neuen Modelle zugewiesen bekämen.

Die Betriebsräte des Autobauers Opel aus mehreren europäischen Ländern halten in der Krise zusammen: "Wir werden mit Ihnen keine Verhandlungen auf lokaler Ebene führen", zitierte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Montagausgabe) aus einem Brief der Mitglieder des Opel-Europa-Betriebsrats an den Opel-Vorstandsvorsitzenden Karl-Friedrich Stracke. Unterzeichnet ist der Brief laut FAZ von den 24 Mitgliedern des Europa-Betriebsrates von Opel.

Die Betriebsräte vertreten die 40.000 Beschäftigten in zwölf Opel- und General-Motors-Werken in Europa. Vorher hatte Opel-Produktionschef Peter Thom in Einzeltreffen flexiblere Arbeitszeiten sowie den Verzicht auf Wochenendzuschläge und Tariferhöhungen gefordert. Werke, deren Belegschaften sich den Forderungen nicht beugen, würden bei der Zuteilung neuer Automodelle nicht berücksichtigt werden.

Am Mittwoch tagt der Opel-Aufsichtsrat

Opel bestätigte unterdessen eine Aufsichtsratssitzung am Mittwoch. Dabei soll es allerdings laut Opel-Vertretern nicht um das Thema Werksschließungen gehen.

In der vergangenen Woche hatte Opel-Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke Berichte über unmittelbar bevorstehende Werksschließungen in Europa zurückgewiesen. "Wir haben eine klare Standortsicherung bis Ende 2014 und die gilt," sagte Stracke der "Bild-Zeitung".

Stracke informierte bereits das Kanzleramt

Nach Informationen der WAZ Mediengruppe aus Regierungskreisen hingegen hat Stracke das Kanzleramt bereits über Pläne zur Schließung des Werks in Bochum informiert. Für Montag ist ein Gespräch zwischen Stracke und Betriebsräten geplant. Der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel will Stracke dort direkt auf sein Vorpreschen ansprechen.

Lohnkürzungen oder die Streichung von Zulagen wollte Stracke im Interview mit der Bild-Zeitung nicht ausschließen: "Wir haben gerade zu Beginn des Jahres 2,7 Prozent Lohnerhöhung gezahlt. Damit sind wir auf IG Metall-Tarifniveau. Ansonsten müssen wir sehen, was die Zukunft bringt." Innerhalb der nächsten "zwei bis drei Monate" sollen die Mitarbeiter umfassend über weitere Schritte informiert werden.

Vereinbarung läuft Ende 2014 aus

Am Donnerstagabend waren Gerüchte über eine Schließung zweier Werke wieder hochgekocht. Insidern zufolge ist neben Bochum auch die Fabrik im britischen Ellesmere Port mit 2100 Beschäftigte betroffen. Dort werden verschiedene Versionen des Astra gebaut.

GMs Europageschäft schrieb 2011 knapp 750 Millionen Dollar Verlust. Daher gibt es seit längerem Spekulationen über tiefe Einschnitte. Opel hat in Deutschland insgesamt noch etwa 40.000 Mitarbeiter und weitere Werke in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern. Ende 2014 läuft eine Vereinbarung aus, die Werkschließungen und Kündigungen bei Opel ausschließt. (we, rtr, dapd)