Berlin. Der Verkauf des insolventen Drogerieunternehmens Schlecker scheint für Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz schwieriger zu werden als erwartet. Einem Medienbericht zufolge seien die Angebote für Schlecker aus Geiwitz' Sicht “zweifelhaft“. In vielen Fällen würde weniger Geld für Schlecker geboten, als der Insolvenzverwalter erwartet hätte.

Der Unternehmerfamilie Schlecker droht ein endültiger Verlust ihres Einflusses auf ihre insolvente Drogeriemarktkette. Das Unternehmen werde möglicherweise doch nicht - wie bislang vorgesehen - über ein Planinsolvenzverfahren saniert, bestätigte ein Sprecher von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am Mittwoch in Düsseldorf. Einem Bericht zufolge haben sich außerdem Zweifel an den interessierten Investoren aufgetan.

Die Familie um Unternehmensgründer Anton Schlecker hatte bereits im Januar angekündigt, den Konzern per geplanter Insolvenz retten zu wollen. Die Drogeriemarktkette würde dann zumindest größtenteils im Besitz der Familie Schlecker bleiben, diese könnte sich für die Zeit nach dem Insolvenzverfahren ihren Einfluss im Unternehmen sichern. Vor allem die Schlecker-Kinder Meike und Lars sollten weiterhin eine wichtige Rolle im Unternehmen spielen.

Scheitert die Planinsolvenz, würde Familie Schlecker wohl ihre Macht verlieren

Dem Sprecher des Insolvenzverwalters zufolge ist allerdings "noch keine endgültige Entscheidung über den Verfahrensprozess gefallen". Sollte es nicht zu einer Planinsolvenz kommen, könnte die Familie ihren Einfluss auf die Drogeriemarktkette völlig zu verlieren.

In der Diskussion ist Unternehmenskreisen zufolge derzeit eine sogenannte übertragende Sanierung, bei der der komplette Besitz von Schlecker an ein anderes Unternehmen verkauft würde. Eventuelle Mitwirkungs- und Entscheidungsrechte der Familie müssten dann erst verhandelt werden.

In Frage stehen einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (Mittwochsausgabe) zufolge auch die aktuellen Gebote interessierter Investoren. Sie seien niedrig und sollten teils komplett durch Kredite finanziert werden, berichtete das Blatt unter Berufung auf Unternehmenskreise. Zudem seien die Angebote nur sehr schwer vergleichbar, da viele Investoren nur Teile des Unternehmens übernehmen wollten. Der Sprecher von Insolvenzverwalter Geiwitz wies dies als "pure Spekulation" zurück.

Fünf Investoren an Schlecker interessiert

Den Angaben zufolge umfasst der Bieterkreis um Schlecker derzeit fünf Interessenten. Ein sechster Interessent, die tschechische Private-Equity-Gesellschaft Penta, hatte sich in der vergangenen Woche zurückgezogen. Bis Pfingsten will Geiwitz den endgültigen Investor präsentieren. Gut eine Woche später, am 5. Juni, tritt in Ulm die Gläubigerversammlung zusammen.

Schlecker hatte Ende Januar Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen über Jahre Verluste angehäuft hatte. Allein im Jahr 2011 machte die Drogeriemarktkette dem Insolvenzverwalter zufolge mehr als 200 Millionen Euro Minus. Im Rahmen seiner Sanierung schloss Schlecker im März mehr als 2000 Filialen und entließ rund 10.000 Mitarbeiter. (afp)