Washington. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet, dass die gemeinsame Wirtschaftskrise der Euro-Länder nicht um 0,5 Prozent schrumpft, wie im Januar erwartet, sondern nur um 0,3 Prozent. Die Schuldenkrise ist zwar noch nicht überstanden, doch für die deutsche Wirtschaft ist der IWF optimistisch.

Die Euro-Zone kann in diesem Jahr auf eine weniger tiefe Rezession hoffen als bislang vom Internationalen Währungsfonds (IWF) erwartet. In seinem am Dienstag in Washington veröffentlichten Frühjahrsbericht geht der IWF davon aus, dass die gemeinsame Wirtschaftskraft der 17 Euro-Länder im laufenden Jahr um 0,3 Prozent schrumpft. Im Januar hatten die IWF-Experten noch ein Minus von 0,5 Prozent vorausgesagt.

Der Prognose zufolge nimmt die Wirtschaftskraft im Euro-Raum in der ersten Hälfte des laufenden Jahres noch um 0,5 Prozent ab, bevor sie dann in der zweiten Jahreshälfte wieder zu wachsen beginnt. Sorgen um das finanziell unter Druck stehende Spanien zum Trotz geht der IWF davon aus, dass sich die Wirtschaft im Euro-Raum dann auch im kommenden Jahr stärker erholt als bisher angenommen. Das gemeinsame Wirtschaftswachstum im Jahr 2013 schätzt der Währungsfonds nun auf 0,9 Prozent, anstatt auf 0,8 wie noch zu Jahresbeginn.

Kredite mit Billigzinsen haben beruhigende Wirkung

"Die Rezession ist voraussichtlich in vielen Volkswirtschaften seicht und von kurzer Dauer - Vertrauen und die finanziellen Bedingungen haben sich bereits verbessert und die äußere Nachfrage aus anderen Regionen wird wahrscheinlich anziehen", heißt es in dem IWF-Bericht. Nach dem turbulenten Krisenjahr 2011 sehen die Experten des Währungsfonds einen Grund für die beruhigte Situation in den Krediten zu Billigzinsen, die die Europäische Zentralbank (EZB) in den Bankensektor gepumpt hat. Dies habe zusammen mit Sparanstrengungen und Strukturreformen der Nationalstaaten zu einer geringen Unsicherheit geführt.

Die Schuldenkrise der Euro-Länder ist trotz des optimistischeren Ausblicks nach Ansicht des IWF jedoch noch nicht überstanden. "Die Möglichkeit, dass die Krise erneut eskaliert, bleibt ein Abwärtsrisiko für Wachstum und die Stabilität des Finanzsektors", bis die Ursachen für die Krise beseitigt seien, heißt es in dem Frühjahrsbericht.

Deutsche Wirtschaft soll wachsen

Die jedoch leicht optimistischere Einschätzung der Lage geht mit den erwarteten Entwicklungen in einzelnen Euro-Ländern einher. Für Deutschland und Frankreich, die beiden größten Volkswirtschaften der Euro-Zone, hat der IWF seine Erwartungen ebenfalls nach oben korrigiert: Demnach wächst die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 0,6 Prozent. Im Januar war der Währungsfonds noch von einem halb so großen Wachstum ausgegangen. Für Frankreich wurde die Prognose von 0,2 Prozent auf 0,5 Prozent Wirtschaftswachstum geändert.

Im kommenden Jahr wächst die deutsche Wirtschaft der IWF-Prognose zufolge wieder um 1,5 Prozent. Damit sind die Vorhersagen des IWF etwas weniger optimistisch als die der Bundesregierung, die in diesem und im kommenden Jahr von einem Wirtschaftswachstum von 0,7 beziehungsweise 1,6 Prozent ausgeht.

In Italien, das ebenso wie Spanien als Wackelkandidat in der Schuldenkrise gilt, erwartet der IWF in diesem Jahr einen deutlichen Rückgang der Wirtschaftskraft von 1,9 Prozent. Allerdings war der Währungsfonds zu Jahresbeginn noch von einem Minus von 2,2 Prozent ausgegangen.

In Spanien schrumpft die Wirtschaft in diesem Jahr dem IWF zufolge mit 1,8 Prozent zwar leicht höher als zuvor erwartet, dafür sieht die Prognose im Gegensatz zu Italien im kommenden Jahr für Spanien wieder ein leichtes Wirtschaftswachstum voraus (0,1 Prozent). Das Krisenland Griechenland muss demnach in diesem Jahr mit einem Minus von 4,7 Prozent rechnen. (rtr)